Zeuge der Zeit: Eduard Kornfeld · Gott war nicht in Auschwitz | Video der Sendung vom 02.05.2020 23:15 Uhr (2.5.2020) mit Untertitel

Eduard Kornfeld · Gott war nicht in Auschwitz

02.05.2020 ∙ Zeuge der Zeit ∙ ARD alpha
Ab 12UT

Als in Bratislava 1942 die Deportation von Juden beginnt, wird der 14-jährige Eduard Kornfeld zusammen mit seinem Bruder von seinen Eltern außer Landes geschickt. Die Brüder werden die Eltern und Geschwister nie wiedersehen. Auf sich alleine gestellt, verstecken sich die beiden Jungen nach ihrer gefährlichen Flucht in Budapest, und kämpfen jeden Tag ums Überleben. Hilfe erhalten sie keine. 1944 wird Eduard Kornfeld verhaftet und zusammen mit 400.000 Juden aus Ungarn ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Schnell begreift er das Grauen dieses Ortes. Bereits bei der Ankunft sieht er, wie Frauen und Kinder ins Gas geschickt werden, unter ihnen auch seine Jugendliebe Gitta. Unzählige Male steht er selbst vor Mengele - und überlebt immer wieder mit knapper Not die Selektionen des sogenannten Todesengels. "Ich hab keine Angst vor Gott, sollte es ihn geben, hab ich Vorwürfe zu machen! Dort in Auschwitz war er nicht und in keinem Konzentrationslager!" Und trotzdem überlebt Eduard Kornfeld das schrecklichste Vernichtungssystem der Menschheit. Von Auschwitz wird er als Zwangsarbeiter in die KZ-Außenlager Kaufering und Kaufbeuren verschleppt. Als die Lager aufgelöst werden, wird er in den Todesmarsch nach Dachau gezwungen. Wie durch ein Wunder überlebt er das gesamte Vernichtungssystem der Nationalsozialisten. Mit einer schweren Lungentuberkulose und total entkräftet erlebt Eduard Kornfeld schließlich 1945 die Befreiung. Erst 1949 kommt er in die Schweiz, wo er lange Zeit in Sanatorien verbringt. Hier gründet er schließlich seine Familie und gibt trotz aller inneren Zweifel seine Religion an seine Kinder weiter. Noch bis heute lässt ihn ein Gedanke nicht los: "Ich kann mir nicht erklären, wieso kam ich immer mit dem Leben davon? Welche Zufälle? Ist es der liebe Gott, hab ich Engel? Ich stell mir diese Frage heut auch noch. Ich kann es mir nicht erklären."


Bild: br