Zeuge der Zeit: Dr. Walter Grein · "Wir haben es alle gewusst" | Video der Sendung vom 02.05.2021 21:15 Uhr (2.5.2021) mit Untertitel
Dr. Walter Grein · "Wir haben es alle gewusst"
Wieso wählte der eigene Vater Adolf Hitler? Wie sah das Leben eines Jugendlichen in München während der NS-Zeit aus? Und: wie konnte man sich inmitten der Nazi-Diktatur eine andere Meinung bewahren? Der 98-jährige Dr. Walter Grein erzählt in diesem Film von seinem abenteuerlichen Leben voller Eigensinn, Glück und Zivilcourage.Walter Grein war 17 Jahre alt, als er in der Nacht von 8. auf den 9. November 1938 Zeuge des Naziterrors während der Novemberpogrome wurde. In dieser Nacht entschied er, sich vom NS-System abzuwenden. Wie die meisten jungen Männer, wurde aber auch Walter Grein zur Wehrmacht eingezogen. Er wurde an die Ostfront geschickt und erkrankte an einer Amöbenruhr. Das war sein Glück: Von nun an wurde er vom Dienst befreit und studierte in München Medizin – im Umfeld der Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Walter Grein war im Gerichtssaal anwesend, als Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst am 22. Februar 1943 zum Tode verurteilt wurden.„Während des Verhörs hat Sophie Scholl eine Zigarette geraucht. Und da hat der der oberste Richter geschrien: ´Machen Sie sofort ihre Zigarette aus! Eine deutsche Frau raucht nicht!´. Dann musste sie ihre Zigarette ausmachen. Dann war die Verhandlung und sie wurden zum Tod durchs Schafott verurteilt. Sie waren unglaublich tapfere Menschen. Ich habe sie einfach bewundert.“Walter GreinWalter Grein entging mehrmals selbst nur knapp einer Anklage wegen Hochverrats. 1944 rettete er einem von deutschen Flaks abgeschossenen Piloten der US-Armee, den fanatisierte Nazis lynchen wollten. Leben zu retten wurde seine Berufung: Nach Kriegsende wurde er Facharzt für Gynäkologe und Chirurgie, arbeitete als Arzt in Saudi-Arabien und ging für viele Jahre ins westafrikanische Togo, wo er eine Hebammenschule und die Gynäkologiestation aufbaute.„Wenn ich keine Zivilcourage habe, kann ich auch keine Achtung vor mir selbst haben. Die Selbstachtung bedingt einfach, dass ich der Gerechtigkeit willen auch bereit bin, mich einzubringen. Dann wird auch die Welt anders, wenn ich bereit bin, Verantwortung für andere zu übernehmen.“Walter GreinWeitere Informationen unter: www.br.deFotos über: www.br-foto.de; E-Mail: pressestelle.foto@br.de
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