Y-Kollektiv: Emotionale Manipulation · Werden Frauen auf OnlyFans ausgebeutet? | Video der Sendung vom 18.09.2023 05:30 Uhr (18.9.2023) mit Untertitel
Emotionale Manipulation · Werden Frauen auf OnlyFans ausgebeutet?
Eine Gruppe junger Männer beutet offenbar Frauen auf der Onlineplattform Onlyfans aus. Die Anleitung dafür bekommen sie nach Recherchen in einem exklusiven Netzwerk namens “ChampLife”. In Coachings lernen die Männer hier offenbar, wie sie Frauen in eine emotionale Abhängigkeit bringen können, um sie schließlich systematisch zur Erstellung sexualisierter und pornografischer Inhalte zu drängen. Ein Business, mit dem sich offenbar viel Geld verdienen lässt. Mehrere Monate lang erhalten wir Einblick in die geschlossenen Telegram-Gruppen von "Champlife". Darin: Zahlreiche Belege, wie Mitglieder angeleitet werden, junge Frauen durch emotionale Manipulation dazu zu drängen, Nacktbilder oder Videos auf der Onlineplattform "OnlyFans" zu verkaufen, während die Männer die Kontrolle über die Accounts behalten. "OnlyFans" ist ein soziales Netzwerk, auf dem Beiträge, Fotos oder Videos auch kostenpflichtig geteilt werden. Experten sprechen im Zusammenhang mit der bei ChampLife gelehrten Masche von der sogenannten "Loverboy-Methode", die zum Ziel hat, die Gefühle einer Frau ausnutzen, um sie gefügig zu machen. Belege zeigen, dass die Champlife-Mitglieder so zum Teil Umsätze in Millionenhöhe generieren. Die Frauen selbst werden offenbar in unterschiedlichem Umfang an den Umsätzen beteiligt. "Bei mir war es eigentlich immer 50/50. Ich hab aber auch gesehen, dass die Männer 80 Prozent genommen haben", erzählt ein Insider im Interview. Er trat bereits als Minderjähriger dem Netzwerk bei. Uns liegen Verträge vor, die ChampLife-Mitglieder mit Frauen abgeschlossen haben. Die Frauen werden darin verpflichtet, Bilder und ihre Log-In-Daten für OnlyFans zur Verfügung zu stellen. Über die Verträge sprechen dürfen sie nicht. Die Gründer von ChampLife, die Brüder Nino und Elias Haralambidis, verdienen unter anderem daran, Coachings in Form von Videokursen an ihre Mitglieder zu verkaufen. Auf ihren sozialen Kanälen prahlen sie mit Reichtum und nennen den wegen Menschenhandels und Vergewaltigung angeklagten Influencer Andrew Tate als Vorbild. Tatsächlich gleicht die Gruppe in Struktur und frauenfeindlichen Inhalten stark den von Tate gegründeten Netzwerken wie der "Hustlers University". Zu den Vorwürfen gegen sie und ihr Netzwerk haben sich die ChampLife-Gründer nicht geäußert. Auch Andrew Tate ließ alle Fragen nach seiner Beziehung zu dem deutschen Netzwerk unbeantwortet. Die Plattform OnlyFans teilte auf Anfrage mit, "ChampLife" sei ihnen nicht bekannt. Grundsätzlich gelte: Es gebe intensive Identitätsprüfungen. Die Umsätze würden nur auf den Konten der Creator selbst landen. Hintergrund der gemeinsamen Recherche des Y-Kollektivs und STRG_F waren mehrere Zuschriften von Frauen, die schlechte Erfahrungen mit den Mitgliedern des Netzwerks gemacht hatten. Die Reporterinnen und Reporter haben sich mit betroffenen Frauen unterhalten, mit Insidern gesprochen, tausende Chat-Nachrichten ausgewertet und mehrstündiges Kursmaterial gesichtet.
Bild: Radio Bremen