Unter unserem Himmel: Von der Vielfalt alter Gemüsesorten | Video der Sendung vom 30.06.2024 19:15 Uhr (30.6.2024) mit Untertitel

Die Tomate Black Beauty, die Kartoffel Vitelotte oder den Mangold Roter Vulkan kennen nur wenige und so etwas findet man meist auch nur in Hof- oder Bioläden, die Produkte von ernährungsbewussten Bauern und Gärtnern anbieten. Leni Kühn aus dem oberbayerischen Aidling zieht hauptsächlich Gemüse, das schon die Großmutter angebaut hat. Das Saatgut wird seit jeher aus eigenen Früchten gewonnen und so hat es sich im Lauf der Zeit nicht nur optimal an den Boden und das regionale Klima angepasst, sondern auch einen intensiven Geschmack. Anette Holländer ist Hobbygärtnerin und probiert jedes Jahr neue "alte Sorten" aus. Die Nachfrage nach ihren oft unbekannten Schätzen ist so groß, dass sie ein Geschäft daraus machen könnte. Aber das darf sie nicht: Weil das Sortenschutz-Gesetz nur den Verkauf von offiziell zugelassenen Sorten erlaubt – und das sind längst nicht alle. Eine Zulassung zu bekommen ist schwer. Also bleiben viele alten Sorten auf einen kleinen Insider-Kreis beschränkt. Verbraucherschützer kritisieren das schon lange. Um das alte Saatgut zu retten, wurde im niederösterreichischen Schiltern der Verein Arche Noah gegründet. Aus ganz Europa und auch einigen fernen Ländern schicken Menschen wie Leni Kühn und Annette Holländer ihre Samen dorthin und können sich auch welche bestellen. Mittlerweile hat die Arche Noah rund 17.000 Mitglieder und bewahrt rund 5.500 Sorten vor dem Aussterben. Weil Saatgut nicht lange hält und alle paar Jahre neu gewonnen werden muss, baut der Verein auch selbst an, auf einem Areal, das aussieht wie ein kleines Paradies. Im Sommer verwöhnt ein Koch die Besucher mit hausgemachten Köstlichkeiten. Auch Gourmets haben die alte Sortenvielfalt für sich entdeckt. Der Münchner Sternekoch Tohru Nakamura kredenzt in einem Gewächshaus ein Acht-Gänge-Menü, das trotz eines stolzen Preises sehr gefragt ist.


Bild: BR/Christian Meckel