Unter unserem Himmel: Dinkelsbühl - Von Menschen und Mauern | Video der Sendung vom 07.07.2019 19:15 Uhr (7.7.2019) mit Untertitel
Dinkelsbühl - Von Menschen und Mauern
Wie es ist, innerhalb der Stadtmauern von Dinkelsbühl zu leben, die der Stadt ihr altertümliches Aussehen bewahrt haben, das weiß Monika Soltner. Sie führt in vierter Generation eine Gärtnerei; die Rückwand des Hauses ist zugleich Stadtmauer. Gerade schneidet sie Blumen für die Dekoration der "Kinderzeche", Dinkelsbühls großem Stadtfest, das bald stattfinden wird. Die Proben für die "Zech", wie man hier sagt, leitet Kapellmeister Herbert Materna. Dinkelsbühls Stadtmauer ist ein Denkmal, für dessen Sanierung die Stadt in den nächsten Jahren an die zehn Millionen Euro aufbringen muss. Reinhold Herbst baut gerade ein eingestürztes Mauerteil neu auf. Der Steinmetz bearbeitet den Sandstein zwar mit modernen Maschinen, aber das Ergebnis ist eine Mauer, die sich in ein paar Jahren harmonisch ins Gesamtbild einfügen wird. Für den Dinkelsbühler ist die Stadtmauer mehr als eine schlichte Wand aus Steinen. Er sieht in ihr ein Bauwerk, das dem Ort und seinen Bewohnern eine besondere Identität verleiht.Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten Maler die Stadt, in der die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Sie stiegen im Weißen Ross ab, malten die mittelalterlichen Winkel und beglichen Kost und Logis mit ihren Bildern. Im Weißen Ross kann man dieser Zeit heute noch nachspüren. Ein geradezu sinnliches Verhältnis zur Mauer pflegt Erika Haas. Für sie ist die Mauer ein Biotop voller kleiner Lebewesen und vieler Pflanzen, darunter sogar einige heilkräftige. So haben viele Bewohner von Dinkelsbühl eine Geschichte zur Stadtmauer parat. Sie leben an und mit ihr. Gäbe es die Mauer nicht, wäre die Stadt heute eine andere – und vermutlich nicht so schön.
Bild: br