traumpfade: Von Oberstdorf nach Bozen | Video der Sendung vom 17.09.2019 16:30 Uhr (17.9.2019) mit Untertitel

Von Oberstdorf nach Bozen

17.09.2019 ∙ traumpfade ∙ ARD alpha

Er ist einer der ältesten Fernwanderwege Europas - der Pfad von Oberstdorf nach Bozen. Schon vor Jahrhunderten entschieden sich Händler für diese Route, wenn sie die Alpen überqueren wollten. Dreizehn Tagesetappen hat sich unser Wanderer Josef Schwellensattl für die 300 Kilometer vorgenommen. Und obwohl er sich Ende August auf den Weg macht, herrscht oben am Mädelejoch dichtes Schneetreiben. Im hohen Schnee geht es über die Grenze nach Österreich und erst als der lange Abstieg nach Zams hinter ihm liegt, beruhigt sich auch das Wetter wieder. Im Kaunertal begegnet Josef zwei jungen Hirten. Der 17-jährige Max und der 14-jährige Josef hüten auf der Verpeilalm das Vieh den ganzen Sommer über. Nur wenig weiter liegt die Verpeilamhütte, in der Agnes Gram den besten Kaiserschmarrn weit und breit kocht: "Es ist nicht leicht", sagt sie, "als junge Frau eine Alpenvereinshütte führen zu dürfen. Aber ich hab's geschafft."Gewaltig und mächtig sind die Öztaler-Gletscher - und wenn man die vielen Liftanlagen und Strassen sieht, kann man sich vorstellen, was im Winter hier los ist. Unweit davon - am Timmelsjoch - keine Touristen mehr. Hier mähen die Bauern auf 2400 Meter zwischen Felsen und Steinen noch Heu und schießen es auf einem dicken, in der Luft gespannten Draht zu Tal. Sie packen das Heu in ein Netz, hängen das Bündel mit einem Haken an den Draht und lassen es ungebremst - unter Zischen und Pfeifen - ins Tal jagen.Auf der Hirzerhütte schlägt das Wetter wieder um - Zeit für eine Pause um den Regentag auf der Hütte bei gutem Essen, Musik und Kegeln zu verbringen. Der nächste Tag ist wieder herrlich und für eine Hirzerbesteigung ideal. Am letzten Wandertag geht es in der Früh noch auf die große Reisch zu den "steinernen Mandln". Das sind Hunderte von Steintürmen, Steinmandln' genannt. Man glaubt, dass sie von Hirten aufgeschichtet wurden, aber niemand weiß wann und wozu. Im sechzehnten Jahrhundert wurden sie schon im Zusammenhang mit einem Hexenprozess erwähnt. Von hier aus sieht man noch einmal weit ins Land und kann auf die Wegstrecke der letzten drei Tage zurückblicken und erstaunt bemerken, wie weit ein Mensch in dieser kurzen Zeit gehen kann.


Bild: BR/Sebastian Breitkreuz