RESPEKT: Jung, arm, vergessen? Was Jugendarmut so ungerecht macht | Video der Sendung vom 26.07.2024 08:00 Uhr (26.7.2024) mit Untertitel
Jung, arm, vergessen? Was Jugendarmut so ungerecht macht
Kinderarmut: ein bekanntes Thema. Altersarmut genauso. Aber Jugendarmut? Verdrängt, verschwiegen, vergessen. Dabei sind Menschen von 18 bis 24 Jahren in Deutschland die Bevölkerungsgruppe mit dem größten Armutsrisiko. Für ihren Start ins Erwachsenenleben bedeutet arm zu sein in mehrfacher Hinsicht eine Katastrophe: Zur fehlenden familiären Unterstützung kommen schlechte Bildungschancen und krasse Lücken im Sozialsystem, wenn etwa die Jugendhilfe mit dem 18. Lebensjahr endet. RESPEKT-Moderatorin Christina Wolf besucht eine dieser sogenannten "Care Leaver", die 20-jährige Zoe Urban. Als Teenager kommt sie in ein Kinder- und Jugendheim. Mit 19 war sie plötzlich auf sich allein gestellt. Jetzt hat sie eine erste kleine eigene Wohnung und Aussicht auf einen neuen Ausbildungsplatz. Sie erzählt, warum 18 werden kein Grund zum Feiern war und wie sie heute trotz aller Schwierigkeiten praktisch und psychisch klarkommt. Mit den Streetworker:innen Sandra Pudlo und Felix Bichlmaier besucht die RESPEKT-Moderatorin Plätze, wo die beiden mit armen Jugendlichen arbeiten. Sie erfährt, dass selbst in einer reichen Stadt Jugendliche hungern, obdachlos sind - und warum viele Betroffene ihre Not mit allen Mitteln verstecken.Beim Ausbildungsprojekt "Junge Arbeit" erlebt Christina Wolf, wie konkrete Hilfe aussehen kann. Dort bekommen Jugendliche außer Ausbildungsplätzen, etwa als Schreiner:in oder im Siebdruck, vor allem auch das Gefühl dazuzugehören und etwas schaffen zu können. Das werde ihnen im deutschen Sozialsystem viel zu oft genommen, erklärt "Junge Arbeit"-Leiterin Jeanette Boetius. Wie sich dieses Gefühl zurückgewinnen lässt, darüber spricht RESPEKT-Moderatorin Christina Wolf mit dem 19-jährigen Buchautor Jeremias Thiel. Mit elf ging er weg von seinen psychisch kranken Eltern, lebte im SOS-Kinderdorf, machte Abitur an einem internationalen College und studiert heute in den USA. Seine Geschichte ist aber gerade kein Beleg, dass jeder eine Chance hat. Sie dokumentiert im Gegenteil, dass Jugendarmut zutiefst ungerecht ist. Dass Jugendarmut Lebenschancen zerstört. Und dass Jugendarmut entschiedener bekämpft werden muss.© Bayerischer Rundfunk 2020Mehr Informationen unter: www.br.de/respekthttp://www.br.de/respekt
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