Rabiat by Y-Kollektiv: Mieten? Kaufen? Wahnsinn! | Video der Sendung vom 25.10.2021 22:50 Uhr (25.10.2021) mit Untertitel

Mieten? Kaufen? Wahnsinn!

25.10.2021 ∙ Rabiat by Y-Kollektiv ∙ ARD
Ab 12UT

In Deutschlands Städten wird Wohnraum knapp und immer teurer. Die "Rabiat"-Reporter Denise Jacobs und Alexander Tieg recherchieren bei Menschen, denen die Verdrängung und sogar die Obdachlosigkeit droht – und bei Investoren, die etwas für die Altersvorsorge tun müssen, und solchen, die einfach nur im großen Stil Geld verdienen wollen. Auch in Berlin sind die Quadratmeterpreise für Mieterinnen und Mieter in den vergangenen zehn Jahren drastisch gestiegen. Der rot-rot-grüne Mietdeckel, der die Entwicklung in der Hauptstadt bremsen sollte, ist vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert. Bei der Protest-Oper "Lauratibor" in Berlin-Kreuzberg trifft "Rabiat"-Reporterin Denise Jacobs Menschen, die gegen den Ausverkauf der Stadt ihre Stimmen erheben. Mietendeckel, Mietpreisbremse, Enteignung: In der aufgeheizten Debatte um bezahlbares Wohnen geraten manche auch zwischen die Fronten. Denn für private Vermieterinnen und Vermieter, die ihr Wohneigentum vor allem auch als Altersvorsorge verstehen, können die Gesetzesänderungen oder neue Vorgaben schnell zum finanziellen Fiasko werden. Etwa zwei Drittel aller Mietwohnungen in Deutschland gehören Personen, die nur nebenbei Immobilen vermieten. Einer von ihnen ist Claude Luven. "Rabiat"-Reporter Alexander Tieg trifft den Küchenverkäufer in Düsseldorf. Die aktuelle Situation sei eine große Herausforderung gerade für die kleinen Vermieterinnen und Vermieter, sagt er. Für Sibel und ihren Mann Sezer in München wird die Zeit knapp, ehe sie aus ihrer Wohnung müssen: gekündigt wegen Eigenbedarfs. Seit mehr als anderthalb Jahren ist das Paar nun schon auf der Suche nach einer passenden Wohnung – egal, ob zur Miete oder zum Kauf. Ein möglicher Ausweg ist, das Leben auf dem Land wieder attraktiver zu machen. "Rabiat"-Reporterin Denise Jacobs reist nach Homberg – eine Kleinstadt, die seit vielen Jahren unter Landflucht leidet. Nach der Schule packen viele junge Menschen ihre Sachen – und die Wenigsten kommen wieder. Das soll sich ändern: Beim "Summer of Pioneers" tauschen 20 Menschen ihre urbane Heimat für sechs Monate gegen ein Leben in der nordhessischen Provinz. Mit dabei sind Christina und Julian aus Frankfurt. 60-Stunden-Wochen, nur um die steigenden Mieten im Rhein-Main-Gebiet auf Dauer bezahlen zu können, wollte sich das Ehepaar nicht länger aussetzen. Für Hombergs parteilosen Bürgermeister Nico Ritz verlieren die Unterschiede zwischen Stadt und Land im Zeitalter der Digitalisierung ohnehin an Bedeutung: "Man kann hier sehr gut leben für vergleichsweise geringes Geld. Die Entscheidung, die man dafür treffen muss, ist letzten Endes aufs Land zu ziehen. Und dass das gar nicht weh tut, wollen wir eben auch zeigen mit dem Projekt." Fest steht: Viele stadtferne Gegenden bekommen derzeit Zulauf, auch verstärkt durch sich ändernde Bedürfnisse in der Pandemie. Einst vernachlässigte Wohngegenden wie etwa die Prignitz in Brandenburg werden plötzlich wieder attraktiv.


Bild: Radio Bremen | Frederik Klose‐Gerlich