Naturfilme: Spaniens wilder Süden (1) Eroberer | Video der Sendung vom 08.07.2023 13:15 Uhr (8.7.2023) mit Untertitel

Südspanien ist aufgrund der Nähe zu Afrika ein Ort ständigen Wandels. Jahrhunderte der Migration und Neubesiedlung prägten Kultur und Natur Andalusiens gleichermaßen. So kamen zu Zeiten der arabischen Herrschaft im Mittelalter afrikanische Tierarten an die südspanischen Küsten und fanden dort ein neues Zuhause. Die Berberaffen von Gibraltar sind das prominenteste Beispiel, sie gelten bis heute als Hüter der britischen Kronkolonie. Doch im Hinterland der Küste siedelten in dieser Zeit weit weniger bekannte Tiere. Wie konnten sich Ginsterkatze und das Ichneumon, eine Mangustenart, hier dauerhaft behaupten? Welche Möglichkeiten bietet das landschaftliche Mosaik Andalusiens für Gottesanbeterin und Chamäleon? Anpassungsfähigkeit ist der Schlüssel, neue Lebensräume zu erobern. Das gilt ebenso für die Zugvögel wie Schwarzmilane, Gänsegeier, Störche oder Zwergadler. Die strapaziöse Überquerung der Meerenge von Afrika in Richtung Europa endet für einige aufgrund von Stürmen und Wetterumschwüngen tödlich. Dennoch schaffen es jedes Frühjahr Hunderttausende an die südspanischen Küsten, um hier zu brüten oder ihre Nistplätze weiter nördlich zu suchen. Wenn Eroberer und Wanderer ihre Nischen in Korkeichenwäldern, Marismas oder in den Felswänden des Hinterlandes suchen und finden, steht auch die alteingesessene Tierwelt vor Herausforderungen - die Karten werden neu gemischt, neue Räuber-Beute-Beziehungen entstehen. Wer wann vom Wanderer zum Eroberer wurde, wer hier wann genau ankam, weiterzog oder blieb, lässt sich für viele Tiere gar nicht genau sagen. Denn der Istzustand ist ein Ergebnis von Besiedelung, Anpassung und Veränderung. Jeder Augenblick ist hier nur eine Momentaufnahme, aus der sich schon bald etwas Neues entwickeln wird.


Bild: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK