Gernstl unterwegs: Gernstl in der Oberpfalz | Video der Sendung vom 14.11.2019 17:30 Uhr (14.11.2019) mit Untertitel
Gernstl in der Oberpfalz
Dass die Oberpfalz der letzte der sieben bayerischen Regierungsbezirke ist, den Franz Gernstl und sein Team (Kamera: HP Fischer, Ton: Stefan Ravasz) besuchen, ist Zufall - aber in den Augen eines Oberpfälzers symptomatisch. Obwohl man mit der Lederhosen-Laptop-Szene der Landeshauptstadt nichts zu tun haben will, fühlt man sich verkannt und unterschätzt oder gar vernachlässigt - auch, wenn man das unter keinen Umständen reklamieren würde. Fragt man einen Oberpfälzer, was typisch für die Bewohner dieser Gegend ist, dann wird er erst mal mit den Schultern zucken. Auf Nachfrage nennt er vielleicht Eigenschaften wie "grob", "leutscheu" und "maulfaul" - das, was die Anderen über die Oberpfälzer sagen. Er spricht nämlich nicht gerne über sich selbst, der Oberpfälzer. Das Reportertrio versucht trotzdem, sein Wesen zu ergründen. Zum Beispiel in Wiesent. Hier hat Heri Wirth - ohne groß Wirbel darum zu machen - eine Welt erschaffen, die man nicht erwarten würde. In einem aufgelassenen Steinbruch hat er die größte Sammlung an Pflanzen aus dem Himalaya angelegt und dazu den Originaltempel Nepals von der Expo 2000 nach Wiesent geholt. Mit dem Meditieren hat er's zwar nicht besonders, aber er strebt doch nach Harmonie und will den Menschen einen Ort der Begegnung bieten und damit - vielleicht - die Welt ein Stück besser machen. Für derlei Spirituelles hat Anni Seidl keine Zeit. Sie betreibt in Sollbach eine geheime aber gut gehende Gaststätte, wie sie auf den Dörfern heute selten geworden ist. Männer sitzen am Stammtisch und warten, wer sonst noch kommt. Die 83-jährige Wirtin, nach Ansicht der Stammgäste früher ein Frauenzimmer vom Typ Mannequin, ist so etwas wie eine Ersatzmutter geworden. Wieder deutlich übersinnlicher geht es im Wurzelmuseum in Tremmersdorf zu. Hausherr Bernd Donhauser hat eine, wie er sagt, Gottesgabe, mit deren Hilfe er barfuß im Oberpfälzer Flachmoor Tiere aufspürt, die sich in Wurzelstöcken verstecken. Seine mehr als 900 Wurzeln sehen Tieren vom Reh bis zum Pinguin verblüffend ähnlich. Er hat sie alle mit den nackten Füßen gefunden und mit den Händen ausgegraben, sagt er. Dieses einzigartige Talent könnte auf seine indianischen Urahnen zurückgehen. Das hat ihm sogar ein Universitätsprofessor bestätigt. In Neumarkt frönt ein anderer Museumsdirektor seiner Leidenschaft für noble Gefährte: historische Maybach-Limousinen und -Cabrios. Fünfzehn dieser "schönsten Autos der Welt" hat Helmut Hofmann gesammelt und dafür ein Vermögen investiert. Natürlich überredet ihn Reporter Gernstl zu einer kleinen Spritztour mit so einer fahrbaren Geldanlage. Überall auf seiner Reise durch die Oberpfalz trifft Franz Gernstl auf Oberpfälzer, die gar nicht den Klischees entsprechen: Charmante, unkomplizierte Typen, die weder grob, noch leutscheu und auch keineswegs maulfaul sind.
Bild: BR/megaherz gmbh/