DoX - Der Dokumentarfilm im BR: Mein Leben | Video der Sendung vom 26.06.2024 22:45 Uhr (26.6.2024) mit Untertitel
Mein Leben
Pionierinnen von damals und junge Frauen heute im Kampf gegen den Paragrafen 218 erzählen, wie sie sich für ein Recht auf Abtreibung einsetzen. Was sie eint, sind ihre eigenen Erfahrungen, die manche dazu bringen, Aktivistinnen zu werden: Alicia Baier fällt auf, dass in ihrem Medizinstudium der Schwangerschaftsabbruch nicht gelehrt und regelrecht tabuisiert wird. Sie organisiert Papaya-Workshops, damit die Studentinnen und Studenten den Eingriff üben können. Als Gynäkologin ist sie mit Anfeindungen konfrontiert, weil sie Abbrüche vornimmt. Für sie ist es Teil ihrer ärztlichen Verantwortung, den Frauen zu helfen. Ohne Zugang zu Verhütungsmitteln, mit der gesetzlichen Pflicht zum ehelichen Beischlaf, wurden Frauen in den 1960er-Jahren schwanger, ob sie es wollten oder nicht. Die Not trieb die Frauen zu Kurpfuschern. Karin Bergdoll ist eine von ihnen, sie überlebte nur knapp einen illegalen Abbruch. Sie ist eine von 300.000 Frauen, die sich nicht anders zu helfen wussten. Die einzige Alternative zum lebensgefährlichen, illegalen Abbruch durchleidet Ursa Baur-Weigand. Sie wird als ledige Schwangere zur gesellschaftlichen Außenseiterin, muss ihr Kind heimlich in einem Heim für "gefallene Mütter" zur Welt bringen und es schließlich weggeben. Die eigene Mutter drängte sie zu diesem Schritt. Die Wut über die Not treibt Anfang der 1970er-Jahre die Frauen zu Hunderttausenden auf die Straße: Sie fordern "Weg mit dem §218". Eine Losung, hinter der sich die Frauenbewegung in ihrem Kampf nach Gleichberechtigung versammelt. Er gipfelt 1971 in der Stern-Kampagne "Wir haben abgetrieben", in der sich Frauen öffentlich zu ihrem Schwangerschaftsabbruch bekennen. Es ist ein Gang in die öffentliche Illegalität, den auch Karin Bergdoll gegangen ist. Die Original-"stern"-Ausgabe hütet sie wie ein Kleinod.
Bild: RBB/Staatsarchiv Bremen/Karl Edmund Schmidt