Der Osten - Entdecke wo du lebst: Schwung statt Platte - Die Hyparschale in Magdeburg | Video der Sendung vom 20.08.2024 21:00 Uhr (20.8.2024) mit Untertitel
Schwung statt Platte - Die Hyparschale in Magdeburg
"Da stecken überall meine Knochen drin", sagt Martin Haase, der beste "Betonspritzer" des DDR-Bauingenieurs Ulrich Müther. Im Frühsommer 2024 steht er in einem "seiner" Bauwerke, der Hyparschale in Magdeburg. Mehr als 20 Jahre stand die Halle leer, verfiel zusehends. Der Abriss drohte, bis endlich 2019 die Stadt den Beschluss fasste, die legendäre Halle zu neuem Leben zu erwecken. Die Hyparschale ist die größte noch erhaltene Schalenkonstruktion des Bauingenieurs Ulrich Müther. Ihr Dach überspannt eine Fläche von 40 mal 40 Metern - ohne dabei auch nur einen Stützpfeiler zu brauchen. Dabei wirkt der Betonbau damals wie heute verblüffend leicht, als würde er schweben. Schwung statt Platte eben. Und für den Schwung war Ulrich Müther zuständig. Mit seiner besonderen Bauweise, mit hyperbolischen Paraboloidschalen, konnte Müther riesige Flächen überspannen. "Das war schon etwas Besonderes, damals", sagt Matthias Ludwig, Professor für Architektur an der Hochschule Wismar. Er ist der Hüter des Müther-Archivs. Dort lagern auch die Baupläne für die Magdeburger Hyparschale. 20 Jahre lang war die Halle ungenutzt, Bäume und Sträucher wuchsen innen und außen aus der Konstruktion. Bis 2019 war sie ein Schandfleck im Magdeburger Stadtpark Rotehorn geworden. Heute strahlt sie in glänzendem Weiß. Licht durchflutet die Halle, das Oberlicht der genialen Schalenkonstruktion trägt seinen Teil dazu bei. Eine Galerie wurde eingezogen, die die Schalenkonstruktion eindrucksvoll zur Geltung bringt. Zuständig für die "Auferstehung" waren Christian Hellmund und Sophie von Mansberg. Als sie 2019 die verfallene Halle erstmals aufschließen, ahnen sie, dass es eine Riesenaufgabe wird. "Fast unmöglich", erinnert sich Hellmund. "Die Stadt wollte sehr kleinteilige Räume für Veranstaltungen mit 60 oder 100 Personen in der großen Halle." Von Mansberg hat ganz persönliche Eindrücke der Magdeburger erfahren. "Jeder Taxifahrer kennt die Hyparschale, jeder verbindet mit ihr eine sehr persönliche Geschichte. Ich hoffe, dass die Magdeburger in der sanierten Halle etwas wiedererkennen." Künftig sollen Veranstaltungen, Kongresse, Seminare hier stattfinden - auch Ausstellungen sind geplant. Der Film aus der Reihe "Der Osten - Entdecke wo du lebst" nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise zu Müthers Bauten: Von Magdeburg nach Rügen, wo Ulrich Müther lebte und wirkte. Und er zeigt, dass auch die sanierte Hyparschale noch immer ihren Schwung hat.
Bild: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK