Bergauf-Bergab: Zwei Bayern im Elbsandsteingebirge | Video der Sendung vom 30.06.2019 18:45 Uhr (30.6.2019) mit Untertitel
Zwei Bayern im Elbsandsteingebirge
Der Mauerfall jährt sich in diesem Jahr zum 30. Mal. Ost- und Westdeutschland haben sich in seitdem in vielen Bereichen angenähert, in einigen jedoch kaum. So hat die einstige Grenze für viele westdeutsche Kletterer offenbar weiter Bestand: Bis heute verschlägt es nur wenige von ihnen nach Sachsen, obwohl im Elbsandsteingebirge hohe Sandsteinfelsen in wilder Landschaft locken. Die Absicherung und die eigenen Traditionen der Gegend gelten vielen als abschreckend. Zwei Kletterer aus dem oberbayerischen Eichstätt jedoch hegen seit Langem den Traum, die sächsischen Felsen zu erkunden. Bergauf-Bergab hat die beiden dabei begleitet. Bei ihrem Besuch werden sie von Bernd Arnold angeleitet. Der 72-Jährige hat dem Klettern im Elbsandsteingebirge Gesicht und Stimme gegeben. Besonders in den siebziger- und achtziger Jahren gelangen ihm hunderte schwere Erstbegehungen in seiner Heimat. Das Elbsandsteingebirge: Seine Felsenlandschaft erstreckt sich beiderseits der Elbe – von Tschechien bis Pirna in Sachsen. Für Kletterer ist es seit Generationen ein Eldorado - mit verwegenem Ruf. Zur Absicherung dienen Knotenschlingen, Sicherungsringe sind rar. Klemmkeile und Friends aus Metall sind tabu, der Sandstein ist zu empfindlich. Markus war in den Alpen und in den USA schon in großen Wänden unterwegs, doch vor ein paar Monaten ist er Vater geworden. Das ändert seine Sicht auf seine Leidenschaft – auch jetzt: "Man klettert dann doch mit mehr Bedacht. Überlegt, ob sein Handeln auch so in Ordnung ist. Das Risiko, dass man womöglich irgendwo eingehen würde, das wird schon besser durchkalkuliert." Während Markus noch abwägt, taucht ein anderes Problem auf: Es beginnt zu tröpfeln. Bei Regenwetter wird in Sachsen nicht geklettert. Flechten, sonst kaum sichtbar, machen den Sandstein bei Nässe rutschig. Und: Die oft fragilen Felsstrukturen saugen sich mit Wasser voll – wie ein Schwamm. Allzu leicht brechen sie dann aus. Markus, "Hias" und ihr Mentor Bernd Arnold müssen deshalb ein Ausweichziel suchen. Ein Weg in der Nähe – genannt "Geschützte Verschneidung" – bleibt auch bei Regen zumindest im unteren Teil trocken. In den Wänden hier zu klettern – häufig mehrere Seillängen lang – gleicht eher einer Unternehmung im Gebirge als einem Tag im Klettergarten. Die sächsischen Kletterer gaben sich ab etwa 1910 Regeln, die ihren Sport definieren sollten. Das erste Gebot gilt bis heute: So zählt nur die freie Begehung ohne Hilfsmittel. Getreu dieser Ethik ist der Sport weitestgehend ursprünglich geblieben: Magnesia ist verboten, Toprope-Klettern verpönt. Ringe dürfen nur dort gesetzt werden, wo sie unbedingt notwendig sind. Moderne Disziplinen wie das Sportklettern haben keinen Platz – ein Streitthema. "Der Idealfall wäre, wenn das traditionelle Klettern an den Türmen erhalten bleibt, tatsächlich unverfälscht erhalten bleibt. Und parallel dazu die anderen Spielarten des Kletterns hier auch ausgeübt werden könnten", findet Bernd Arnold. Bernd Arnold ist damit durchaus auf Linie mit
Bild: BR/Kilian Neuwert