Rabiat by Y-Kollektiv: Aktienhype - muss ich einsteigen? | Video der Sendung vom 02.08.2022 00:00 Uhr (2.8.2022) mit Untertitel

Aktienhype - muss ich einsteigen?

02.08.2022 ∙ Rabiat by Y-Kollektiv ∙ ARD
Ab 12UT

Im ersten Corona-Jahr 2020 sind 500.000 Menschen unter 30 Jahren neu an die Börse gegangen. In Deutschland besitzen nun also 1,5 Millionen junge Leute Aktien. Und es werden immer mehr. Die Jungen sind dabei nur die Speerspitze einer Gesellschaft, die sich zunehmend für Aktien interessiert. Während in Deutschland jeder zweite Mensch so gut wie gar kein Vermögen hat, teils sogar verschuldet ist, treibt es die andere Hälfte an die Börse. Mit Erfolg, denn die Aktienwerte steigen, viel mehr als die Löhne für tatsächliche Arbeit. Junge Menschen werden angeregt durch Börsen-Apps, die mit Hochglanz-Werbung in den sozialen Medien auf sich aufmerksam machen. Geld-Influencer und Money-Formate im Netz verpassen Aktien ein cooles Image. Der "Rabiat"-Film beginnt beim Autor: Zu Hause auf der Couch installiert er sich die Aktien-App eines Berliner Start-ups. Er beginnt mit einem langfristigen Sparplan für vermeintlich sichere Aktien-Fonds, ETFs, die einen breit gestreut am Wachstum des Weltmarktes teilhaben lassen. Im Laufe des Films verfolgt er die Entwicklung seines Depots und muss im Frühjahr 2022 lernen, mit roten Zahlen und Kursstürzen umzugehen. Hinter dem Hype stecken Leute wie Robin Kiera. Auf TikTok folgen dem Unternehmer und Speaker über 400.000 Menschen. Er gibt Tipps, wie man erfolgreich ist und sich ein Vermögen aufbaut. Den Reporter nimmt Kiera in die Mangel mit der Frage, warum er nicht schon viel mehr Geld in sein Aktien-Depot gesteckt hat. Auch wenn die einfach zu bedienenden Neo-Broker-Apps die Börse nach Hause auf die Couch geholt haben, pulsiert das Herz der deutschen Börse weiterhin in Frankfurt. Auf dem Parkett verstrickt sich Schmolke mit dem Aktienhändler Benedikt Vierkotten in Diskussionen um den Sinn und Unsinn, mit Geld Geld zu verdienen. Im Bundestag versucht Renten-Politiker Johannes Vogel von der FDP jedoch klar zu machen, dass es ohne Aktien bei der Altersvorsorge nicht länger geht. Noch dieses Jahr will er im Parlament den Einstieg in die Aktienrente durchsetzen. Schmolke konfrontiert ihn mit der Kritik: Was ist mit seiner Rente, wenn die Börse kollabiert? Und wäre das nicht neokolonial, wie Varoufakis ihm mit auf den Weg gegeben hat, wenn seine Rente durch Aktiengewinne dank schwerer Arbeit von Menschen im globalen Süden erwirtschaftet wird? Vogel hält dagegen und zeigt ihm auf, warum Aktien und das dahinter stehende Weltbild für viele junge Menschen gerade so dermaßen attraktiv sind. So wird dem "Rabiat"-Reporter am Ende klar, dass es aus individueller Sicht nichts Besseres als Aktien zu geben scheint, wenn man im Alter nicht verarmen will. Beruht seine Skepsis also nur auf alten Klischees und seiner fehlenden Erfahrung im Umgang mit Geld? Oder ist der Aktienhype tatsächlich hoch problematisch?


Bild: Radio Bremen
Video verfügbar:
bis 06.01.2025 ∙ 23:45 Uhr