alpha-doku: Die Van Nelle Fabrik in Rotterdam (Niederlande) – Monument aus Glas und Stahl | Video der Sendung vom 12.09.2020 19:00 Uhr (12.9.2020) mit Untertitel

Die Van Nelle Fabrik in Rotterdam (Niederlande) – Monument aus Glas und Stahl

12.09.2020 ∙ alpha-doku ∙ ARD alpha

Die Van Nelle Fabrik, erbaut 1926-1931, verkörpert wie das deutsche Bauhaus die architektonische Avantgarde der Klassischen Moderne. Funktionalität und Ästhetik gehen eine Symbiose ein, die bis heute Architekten inspiriert.Der Industriebau wurde nach dem amerikanischen Vorbild der Daylight Factory konzipiert. Um die Fabrikräume optimal zum Licht hin zu öffnen, fanden neue Techniken Anwendung. Dabei wurden Vorhangfassaden mit durchgehenden Fensterbändern vor eine tragende Konstruktion mit pilzförmigen Stahlbetonsäulen montiert.Rotterdam, der größte Seehafen Europas, wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig durch deutsche Bomben zerstört. Heute zeigt es sich mit spektakulären Bauten, entworfen von Stars der zeitgenössischen Architekturszene. Doch Architektur-Avantgarde bietet die Seemetropole nicht nur an der Nieuwe Maas. In Schiedam, einem westlichen Vorort, steht die Van Nelle Fabrik. Der elegante Industriebau aus Glas, Stahl und Beton verkörpert wie das Bauhaus in Weimar die Avantgarde der Klassischen Moderne in der Architektur. Kurz vor ihrer Vollendung im Jahre 1931 feiert Architekturvisionär Le Corbusier die Van Nelle Fabrik als „der schönste Anblick der modernen Zeit“.Bis 1995 werden hier Tabak, Kaffee und Tee verarbeitet. Dann schließt die Fabrik. 60.000 Quadratmeter müssen neu genutzt werden. Nachdem die Stadt Rotterdam den Kauf - und damit die Verantwortung für die Van Nelle Fabrik abgelehnt hat, kann ihre Zukunft nur durch die Transformation zu einem Ort der Kreativindustrie gesichert werden. Designateliers, Architekturbüros, Kanzleien, Werbe- und Filmproduktionen ziehen in den Industriebau ein. Hier zu arbeiten ist Teil ihrer Corporate Identity.Der Name Van Nelle geht auf ein Kolonialwarengeschäft zurück, das 1782 in Rotterdam eröffnet wird. Als die Familie Van der Leeuw das Ruder übernimmt, beginnt mit Plantagengründungen in Niederländisch-Ostindien, dem Handel und der Verarbeitung von Tee, Kaffee und Tabak der Aufstieg zu einem global operierenden Unternehmen. Die Rohstoffe aus Übersee werden nach Rotterdam verschifft. Und dort in der Van Nelle Fabrik im alten Leuvehafen weiterverarbeitet. Das Geschäft floriert, die Kapazitäten reichen bald nicht mehr aus. Der neue Standort liegt an einem großen Kanal, in Nachbarschaft zur Bahnstrecke Paris-Amsterdam. Jedes Produkt - ob Tabak, Kaffee oder Tee – erhält einen eigenen Bereich. Mit der Verwirklichung des Industriebaus profiliert sich Chefarchitekt Leendert van der Vlugt als vielversprechender Protagonist des Neuen Bauens. Doch die Van Nelle Fabrik ist eigentlich das Projekt des jungen Kees van der Leeuw, der von der Eigentümerfamilie bestimmt wird, die Verwirklichung in die Hand zu nehmen. Den Jungunternehmer interessieren amerikanische Produktionsmethoden. Er begeistert sich für moderne Architektur und abstrakte Malerei, ist Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und Anhänger des spirituellen Lehrers Jiddu Krishnamurti. Mit der Van Nelle Fabrik verfolgt Kees van der Leeuw nichts weniger


Bild: BR/SWR/Holger Schüppel