alpha-Forum: Norbert Nedopil, Forensischer Psychiater | Video der Sendung vom 27.09.2017 00:00 Uhr (27.9.2017) mit Untertitel
Norbert Nedopil, Forensischer Psychiater
Prof. Dr. Norbert Nedopil ist seit 20 Jahren Leiter der Abteilung für Forensische Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik der Universität München und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Beiträge und Fachbücher. "Gut, man hat dann seitdem viel stärker gefragt: 'Wenn man so jemanden irgendwann wieder aus dem Gefängnis entlässt, wird er dann wieder gefährlich sein?' Der Täter, der Nathalie Astner umgebracht hat, war ja jemand, der erst ein Jahr vorher aus dem Gefängnis entlassen worden war, ohne dass man bei ihm eine Fachprognose gemacht hätte. Nach diesem Fall hat man dann gesagt, dass man bei allen diesen Tätern, die man entlässt, eine solche Prognose machen muss. Das hat dazu geführt, dass wir heute enorm viele Prognosen machen müssen. Und das hat dazu geführt, dass nun bereits sehr früh gefragt wird: 'Muss so jemand in eine psychiatrische Klinik kommen? Muss er behandelt werden? Soll er in eine sozialtherapeutische Abteilung in einer Haftanstalt kommen? Muss er dort behandelt werden? Kann man ihn entlassen, wenn er behandelt worden ist? Bleibt er eine Gefahr für die Öffentlichkeit, wenn er nicht behandelt ist? Muss er also nach Verbüßung der Haftstrafe in die Sicherungsverwahrung kommen?' Die Sicherungsverwahrung ist ja 1998 dramatisch ausgeweitet worden. Es muss also seitdem noch zusätzlich bei sehr vielen Menschen eine Prognose abgegeben werden, ob sie raus kommen können. Denn die Sicherungsverwahrung bedeutet ja, dass so jemand unbefristet in Verwahrung genommen wird und dass seine Entlassung komplett von der Prognose abhängt." Norbert Nedopil
Bild: BR