Unter unserem Himmel: Im Rodacher Hügelland | Video der Sendung vom 10.07.2021 17:00 Uhr (10.7.2021) mit Untertitel

Im nordwestlichsten Winkel von Oberfranken liegt Bad Rodach, die zweitkleinste Stadt Bayerns mit einer ganz besonderen Vergangenheit: Hufeisenförmig eingezäunt vom Stacheldraht und den Wachtürmen der DDR-Grenzanlagen haben die Stadt und einige umliegende Dörfer wie in einer Enklave rund 40 Jahre lang ein fast weltabgeschiedenes Dasein geführt. Im Nachhinein gesehen hatte das zumindest einen Vorteil: Die Bewohner sind zwangsläufig näher zusammengerückt und so pflegen sie heute noch ein intensives Gemeinschaftsleben in gewachsenen Strukturen.Die seinerzeit jäh abgerissenen Beziehungen zu den Thüringer Nachbarn müssen zwar mühsam wiederbelebt werden, aber die jahrhundertelange enge Verbindung ist noch in vieler Hinsicht sichtbar und spürbar – wie etwa in der alten Hauslandschaft, beim Dialekt oder der Mentalität. So mancher Rodacher fühlt sich heute wieder mehr als Thüringer denn als Franke, sagt Dieter Zimmer aus Bad Rodach, der es wissen muss, denn in Sachen Kultur und Geschichte ist er sehr bewandert. Er organisiert zahllose Vorträge und Veranstaltungen, ist leidenschaftlicher Antiquitätensammler und Spezialist, wenn's um die Wurst geht: Als gelernter Metzger macht er natürlich auch die in seiner Heimat so beliebte "Coburger Bratwurst" – wenngleich er es ablehnt, eigenhändig zu schlachten.Das machen dafür Herbert Güntzel und seine resolute Frau Friederike in dem nahe gelegenen Dorf Rossbach: Einmal in der Woche wird im Hof eine Sau geschlachtet und dann gibt's ein Kesselfleischessen, zu dem nicht nur die Einheimischen gerne kommen, sondern auch Liebhaber, die dafür einen weiten Weg in Kauf nehmen. Ansonsten brauen die Rossbacher wie eh und je ihr eigenes Bier, backen miteinander Brot und betreiben sogar gemeinsam Waldwirtschaft. Und keiner rümpft die Nase, wenn sich der Nachbar hinterm Haus Schweine, Schafe oder Hühner für seinen Festtagsbraten hält.Im Rodacher Hügelland sieht man vor allem Pferde, denn in den letzten Jahrzehnten haben der Reit- und Fahrsport hier großen Zulauf bekommen. Und weil sie regelmäßig beschlagen werden müssen, ist Reiner Schink jetzt wieder mit der alten "Schmittn" seines Großvaters unterwegs – als "fahrender Schmied von Gauerstadt". Überhaupt werden hier das Bodenständige und das Althergebrachte besonders hochgehalten – vielleicht auch eine Folge der langen "Welt-Abgeschiedenheit" im Rodacher Hügelland.


Bild: BR