alpha-retro: Wie das Bier gemacht und getrunken wird (1961) | Video der Sendung vom 25.09.2020 20:15 Uhr (25.9.2020) mit Untertitel
Wie das Bier gemacht und getrunken wird (1961)
In diesem Film von Otto Guggenbichler aus dem Jahr 1961 geht es ums Bier und um mehr oder weniger alles, was zum Bier dazugehört. Will man vom Bier erzählen, muss man beim Hopfen anfangen. „Der Hopf ist ein Tropf, der jeden Tag seinen Herrn sehen will!“ So sagen bis heute die Hopfenbauern in der Hallertau resp. Holledau, dem bis heute größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Zu der Zeit, als Otto Guggenbichler diese Dokumentation drehte, vollzog sich gerade ein entscheidender Wandel bei der Hopfenernte: Sie wurde maschinisiert. Noch Mitte der 50er-Jahre hatte man hingegen jedes Jahr ungefähr 100000 Menschen benötigt, die sich als Hopfenzupfer bei der Ernte verdingten. Danach geht es um das Malz, d. h. es geht in die Mälzerei, in der Gerste bei einer bestimmten Raumtemperatur in Braumalz verwandelt wird. In einer Brauerei im Allgäu ist dabei in ihren letzten Arbeitstagen eine riesige und wunderschöne alte Dampfmaschine zu sehen, die die benötigten Transmissionen und Rührwerke antreibt. Beim eigentlichen Biersieden lässt Guggenbichler den Sprecher Fritz Strassner dann quasi Ungeheuerliches sagen: Das Biersieden und das Kaffeesieden seien sich ähnlich! Aber es wird genau erklärt, wie das ist mit der Gerste bzw. dem Malz und wann der Hopfen hinzugegeben wird und dann die Hefe, die das Gebräu aufspaltet in Alkohol und Kohlensäure. Nach dem Kochen wird das Ganze gekühlt, weswegen die meisten Brauereien damals schon eine ausgefeilte Kühlanlage besaßen. In dieser Dokumentation kann man freilich noch sehen, wie das damals mit dem Natureis funktioniert hat: Die Brauereien hatten eigene Eisgalgen, an denen im Winter das Eis „wuchs“. Oder man ging vor allem im Februar an die Flüsse, um dort Eis herauszuschneiden – Eis, das anschließend in den Brauereikellern bis zum nächsten Winter für das Kühlen des Bieres benötigt wurde. Die schwere Arbeit bei klirrender Kälte, die das Eisschneiden und der Abtransport des Eises darstellte, wurde von Kameramann Ernst Hess in grandiosen Bildern festgehalten. Da diese Dokumentation auf Vollständigkeit Wert legte, wird anschließend auch das Erstellen und Pflegen der Holzfässer und das Herstellen von mundgeblasenen Gläsern gezeigt. Beides war bereits damals ein aussterbendes Handwerk, wie Strassner bedauernd anmerkt, denn Stahltanks und industriell gefertigte Gläser waren längst auf dem Vormarsch. Nach all dem Handwerklichen geht es schließlich auch um die Kultur rund ums Bier: um Wettrennen mit Bierfässern und Hopfensäcken, um das Hochheben eines über 250 Kilogramm schweren Steines beim Starkbierfest usw. Und es gibt herrliche Bilder vom Fingerhakeln zu sehen: Man möchte meinen, die Kontrahenten reißen sich gegenseitig den Mittelfinger heraus, wenn sie versuchen, sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen. Zünftig wird es, wenn der berühmte Roider Jackl an der Gitarre beim Starbieranstich die Politiker „derbleckt“. Aber enden muss ein Film übers Bier „selbstverständlich“ auf dem Münchner Oktoberfest. Wenn man ganz
Bild: br