Bergauf-Bergab: Kompromisse für Vögel, Pflanzen - und die Kletterer | Video der Sendung vom 30.09.2018 18:45 Uhr (30.9.2018) mit Untertitel

Klettern im Altmühltal

Kompromisse für Vögel, Pflanzen - und die Kletterer

30.09.2018 ∙ Bergauf-Bergab ∙ BR
Sendungsbild: Bergauf-Bergab - Das Bergsteigermagazin

Es gelten strenge Regeln an manchen Wänden im unteren Altmühltal und im Donaudurchbruch. Doch einst war die Region ein Eldorado für Kletterer. Auf der Suche nach immer schwierigen Routen drangen sie in einen einzigartigen Naturraum ein, wie er sich nur an steilen Felswänden findet. Einige seltene Tier- und Pflanzenarten können nur dort überleben. Der sogenannte Donaudurchbruch bietet ein Naturspektakel erster Klasse. Früh zog das Kletterer an. Doch als das Klettern zunehmend beliebter wurde, waren Konflikte mit Naturschützern und Behörden vorprogrammiert. Sepp Gschwendtner und seine Generation war es, die die Erschließung im Tal vorangetrieben hat. Die folgende Generation wurde zum Umdenken gezwungen. Es waren Kletterer wie Tom Linder und Jörg Eberlein, die eine Zeitenwende im Durchbruch mitgestaltet haben. Tom hat Routen erschlossen, mit denen er einen neuen, naturverträglichen Kletterstil im Donaudurchbruch etablieren wollte: "Die alten Sportklettertouren aus den 80ern sind von oben erschlossen worden. Und die Sportkletterer früher haben sich von oben reingeseilt bis zur Wandmitte. Haben sich den unteren Wandteil, der manchmal etwas splittrig ist, gespart und sind direkt vom Zwischenstand weggeklettert und dann oben auf den Felsköpfen wieder ausgestiegen. Bei der Tour war es so, dass es eine der ersten Routen war, die komplett von unten geklettert wurde. Man ist auf den Felsköpfen nicht mehr ausgestiegen. Man hat diese schützenswerten Vegetationszonen gar nicht mehr erreicht." Heute regelt ein Interessensausgleich – eine Konzeption – was erlaubt ist und was nicht. Bis dahin war es ein langer Weg, geprägt von Verhandlungen. Die Konzeption ist ein Sonderfall: Denn den Behörden wäre es ein leichtes, das Klettern hier ganz zu verbieten. Die meisten Felsen liegen in Naturschutzgebieten. Nur an einigen darf noch geklettert werden – eine Ausnahmegenehmigung, die in enger Abstimmung mit Naturschützern erteilt wird. Unter Kletterern ein Bewusstsein für die Bedürfnisse der Vögel und seltene Pflanzen zu schaffen, war anfangs gar nicht so leicht für Tom und seine Mitstreiter. Nur durch Kompromisse und eigene Ideen konnten sie die Szene zum Umdenken bringen und so erhalten, was über die Jahre fast zu ihrem Lebensraum geworden war. Am Wandfuß der Bischofsbucht sind nur einzelne Wandbereiche für die Kletterer tabu. Wenn die Vögel ausgeflogen sind, werden die Routen freigegeben. Diese flexible Regelung sorgt für Akzeptanz. Sie hat dazu geführt, dass Kletterer und Naturschützer im Durchbruch heute zusammenarbeiten. Diese Entwicklung hat ihre Zeit gebraucht. Denn dass hier heute noch geklettert werden darf – das ist der Anstrengung beider Seiten zu verdanken. Die Kletterkonzeption für das untere Altmühltal und den Donaudurchbruch hat damit Pioniercharakter. Sie zeigt, dass Klettern unter Auflagen auch in Naturschutzgebieten möglich ist. Der Interessensausgleich ist auch ein Beispiel dafür, dass Rücksicht und Respekt oft weiterhelfen. Er zeigt, dass der Mensch


Bild: BR/Kilian Neuwert