Kontrovers: Mord in Titos Namen | Video der Sendung vom 15.10.2014 21:00 Uhr (15.10.2014) mit Untertitel

Verdächtiger wird abgeführt, dahinter: Tito

Es ist die wohl längste unaufgeklärte Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte: Jugoslawische Agenten liquidierten in der Bundesrepublik mindestens 29 Menschen. Die Opfer waren Exilkroaten, die sich von hier aus gegen das Regime in ihrer Heimat engagierten. Als Ergebnis einer einjährigen Recherche ist ein 45-minütiger Film mit spannenden Szenen, exklusiven Enthüllungen und starken emotionalen Momenten entstanden, den der Bayerische Rundfunk und die Deutsche Welle gemeinsam produziert haben.Den Autoren Philipp Grüll und Frank Hofmann ist es gelungen, einen Mann aufzuspüren, den deutsche Behörden wegen Morden in der Bundesrepublik auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher führen. Er lebt bis heute völlig unbehelligt in Bosnien. Außerdem berichtet ein hochrangiger jugoslawischer Ex-Agent freimütig im Interview, wie er Attentate in Deutschland mitorganisiert hat.Roter Faden des Films ist Roberts Zagajskis Suche nach Wahrheit. Sein Vater wurde 1983 in München ermordet. Im Laufe des Films findet er heraus, wer seinen Vater bespitzelt hatte. Einen dieser Agenten, der in Fürth lebt, konfrontieren die Filmautoren vor laufender Kamera mit brisanten Geheimdienstakten. Die Papiere belegen, dass der Mann mit zahlreichen Waffen ausgestattet wurde und bis kurz vor den Attentaten detaillierte Informationen zu den Lebensgewohnheiten der Opfer sammelte.Mit Ex-Bundesinnenminister Gerhart Baum und dem früheren Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Klaus von Dohnanyi, räumen erstmals ehemalige Mitglieder der Bundesregierung öffentlich ein, dass man sich in Bonn bereits Ende der 70er-Jahre voll bewusst war, dass der jugoslawische Geheimdienst in Deutschland zahlreiche Morde beging. Doch die Taten seien nicht öffentlich thematisiert worden, um im Kalten Krieg die Führung des strategisch wichtigen Jugoslawien nicht zu verärgern.Am Ende des Films beobachtet Robert Zagajski aufgewühlt, wie der ehemalige jugoslawische Geheimdienstchef am Münchner Flughafen an Deutschland ausgeliefert und von Polizisten abgeführt wird. Diesem und einem weiteren hochrangigen Ex-Geheimdienstmitarbeiter wird voraussichtlich ab 17. Oktober 2014 vor dem Münchner Oberlandesgericht der Prozess gemacht, wegen Beihilfe zu einem Mord an einem Exilkroaten in Wolfratshausen. Damit könnte nach Jahrzehnten die Aufarbeitung einer beispiellosen Verbrechensserie beginnen.


Bild: br