Bayern erleben: Kuhglocken - Leidenschaft und Bergromantik | Video der Sendung vom 24.04.2023 21:00 Uhr (24.4.2023) mit Untertitel

Filmautorin Eva Severini gibt faszinierende Einblicke in die Welt der Kuhschellen und Kuhglocken: als Arbeitsgerät der Alphirten und Bauern, ihrer musikalischen Nutzung und in ihre Kulturgeschichte. Doch auch die moderne Technologie dringt inzwischen in die Welt der Alphirten vor. Werden GPS-Sender die Kuhglocken, die "Musik der Berge" bald zum Verstummen bringen?Der Allgäuer Alphirte Ludwig Willmann liebt das Geläut der Kuhschellen, es ist wie Musik für ihn. Zugleich sind die Schellen sein wichtigstes Arbeitsgerät, denn in den unwegsamen Bergen des Allgäu helfen sie ihm bei Nebel oder Regen seine 200 Rinder zu orten.Jahrhundertealt ist das Brauchtum um die Kuhglocken. Besonders im Allgäu wird die Tradition rund um die Schellen noch gepflegt und gelebt. In Bayern gibt es Schellenschmiede nur noch hier. Einer von ihnen ist Marcus Jack. Er fertigt die Schellen von Hand, sogar das Werkzeug hat er selbst geschmiedet. Doch wie der perfekte Klang letztlich entsteht, bleibt das gut gehütete Geheimnis eines jeden Schellenschmieds.In einem Tal im Allgäu steht am Dorfrand eine romantische Almhütte. Schellensammler Hans hat sie in den Bergen abgebaut und am Rand seines Dorfes wieder aufgestellt – für seine wunderbare Schellensammlung, die viel über die Kulturgeschichte des bäuerlichen Lebens erzählt. Mit viel Liebe und großer Sorgfalt hat er über 500 Kuhschellen und Kuhglocken in der idyllischen Almhütte aufgehängt.Wer aber hätte gedacht, dass die Kuhglocke einmal die städtische Party- und Technoszene erobern würde? Die junge Profimusikerin Stefanie Komeyer macht moderne Musik mit 23 Kuhschellen. Die "Cowbell-Queen" tourt mit der Band Happy Bavarians durch die ganze Welt.Wenn Städter aufs Land ziehen, tobt um die Kuhglocken manchmal ein erbitterter Nachbarschaftsstreit – für Bäuerin Regina Killer bei Holzkirchen seit Jahren ein Nervenkrieg. Wegen Lärmbelästigung und Ruhestörung klagte sich ihr Nachbar vor Gericht durch alle Instanzen.Aufgrund der technischen Entwicklung orten manche Bauern ihr Vieh auf den Almen mittlerweile schon per GPS. Bäuerin Marianne Kloo aus Brannenburg im Chiemgau macht bei einem Versuchsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft mit und testet den neuen Sender. Aus dem Weltraum kriegt sie per Satellit auf ihrem Rechner zu Hause signalisiert, wo ihre Rinder auf der Alm stehen. Dann fährt sie mit dem kleinen Traktor geradewegs zu ihren Kühen, ohne sie, wie früher, erst lange auf der 500 Hektar großen Alm suchen zu müssen. Aber auf die Kuhschellen möchte sie dennoch nicht verzichten, sie sind Teil ihrer Kultur.


Bild: br