Sehen statt Hören: Vom Experiment zum Vorzeigemodell: Das Erfurter Inklusionsmodell | Video der Sendung vom 04.02.2023 09:00 Uhr (4.2.2023) mit Untertitel

Vom Experiment zum Vorzeigemodell: Das Erfurter Inklusionsmodell

04.02.2023 ∙ Sehen statt Hören ∙ BR

Angefangen hat alles 2017: Eine Gruppe von Eltern suchte nach einer Schule, die bereit war, sich auf ein Experiment einzulassen. Statt Einzelinklusion mit Gebärdensprachdolmetscher sollte eine ganze Gruppe von hörgeschädigten Kindern in eine Regelklasse integriert werden. Der Unterricht sollte dabei nicht nur in Deutsch, sondern auch in Gebärdensprache stattfinden. Es gab letztlich eine einzige Schule, die sich bereit erklärt hat: die Erfurter Gemeinschaftsschule "Am Roten Berg". Und auch heute noch ist sie die einzige, die diesen Weg gegangen ist. Für viele Eltern hörbehinderter Kinder ist die Schule "Am Roten Berg" seither die erste Wahl, wenn es um Inklusion geht. Es gibt sogar Familien, die extra nach Erfurt gezogen sind, damit ihre Kinder hier zur Schule gehen können. In diesem Herbst startet nunmehr die vierte Klasse mit gehörlosen, schwerhörigen und hörenden Schülern. Was macht sie so besonders? Der bilinguale Unterricht in Deutsch und Gebärdensprache. An der Schule gibt es 16 hörbehinderte Kinder und 26 hörende Kinder. Sie verteilen sich auf zwei Räume – in einem lernen die Klassen 1 und 2 zusammen, im anderen Klasse 3 und 4. So können die Schüler Kontakt halten und die Lehrer flexibel hin und her wechseln. "Ich arbeite als gehörlose Lehrerin gemeinsam mit meiner hörenden Kollegin. Sie ist für die Lautsprache zuständig, ich für die Gebärdensprache. Beides wird immer parallel gemacht, für alle: ob gehörlos, hörend, mit CI, schwerhörig oder Coda - immer sprechen und gebärden wir gemeinsam. Zusätzlich übernehme ich bei Kleingruppenarbeit die Erklärung in Gebärdensprache, unterstütze aber auch die hörenden Kinder und veranschauliche mit Gebärden. Umgekehrt nutzt auch meine hörende Kollegin Gebärden oder Lautsprache je nach Situation. So arbeiten wir zusammen." Heike Gruchmann, Lehrkraft für Sonderpädagogik Größerer Personalbedarf bei allgemeinem Personalmangel Doch leider macht der Personalmangel auch vor der Schule "Am Roten Berg" nicht Halt: Von den drei Sonderpädagogen ist derzeit nur noch eine übrig, die DGS-kompetent ist. Die Zahl der Kinder hat sich jedoch verdreifacht. Trotzdem hält man in Erfurt am Konzept fest – momentan behilft man sich mit Dolmetschern. Die Lösung ist das jedoch nicht. "Was wichtig ist für die gehörlosen Kinder, ist eine ganz enge Begleitung im Schriftspracherwerb. Sie brauchen eigentlich jeden Tag Förderung. Und dafür haben wir zu wenig Personal. Das bleibt auf der Strecke, wenn da nicht kontinuierlich gefördert wird." Frau Liebig, Klassenlehrerin Und auch die Kinder sind mit der Situation nicht ganz glücklich. Denn die Lehrkräfte bringen Kontinuität, die Dolmetscher wechseln hingegen häufig. "Wir haben überhaupt generell ein massives Personalproblem und wir sind angehalten möglichst zu sparen. […] Und deshalb ist ein Projekt wie dieses ein großer Luxus, den wir uns auch gern leisten wollen. Und das ist durchaus nicht einfach und um hier auch einen Konsens innerhalb der Behörde herzustellen. Das ist durchaus auc


Bild: br
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bis 03.02.2028 ∙ 08:41 Uhr