UNKRAUT: Der Skandal um das Umweltgift PFAS: Auf ewig in der Natur? | Video der Sendung vom 03.04.2023 19:00 Uhr (3.4.2023) mit Untertitel
Der Skandal um das Umweltgift PFAS: Auf ewig in der Natur?
Die Chemikalien der Stoffgruppe PFAS galten lange als Wundermittel. Sie sind aber auch in der Umwelt und im Trinkwasser gelandet. Ein Risiko für Mensch und Natur? Deutschlandweit sind Böden mit unterschiedlichen PFAS verseucht. Wie geht man zukünftig mit den Ewigkeitschemikalien in der Umwelt um?Chemikalien der Gruppe PFAS ermöglichen Beschichtungen von Teflonpfannen, Funktionskleidung, schmutz-, fett- und wasserabweisende Verpackungen, aber auch Herzschrittmacher, Mikrochips und vieles mehr. Doch die Stoffe geraten bei der Produktion oder bei der Anwendung in die Umwelt und sind dort "ewig" haltbar.Darum fordern aktuell fünf EU-Staaten, darunter Deutschland, in Brüssel ein generelles Verbot von PFAS, wobei diese Stoffgruppe etwa 10.000 Fluorchemikalien umfasst. Toxikologen warnen, denn die Stoffe stehen im dringenden Verdacht, die Gesundheit auf lange Sicht zu schädigen. Im bayerischen Chemiepark Gendorf, im Landkreis Altötting, werden Fluorpolymere seit 1964 hergestellt. Aktuell ist das Chemiewerk einer der größten Produktionsorte dieser Chemikalien in Europa, 17.000 Tonnen Fluorchemikalien bringt es jährlich auf den Markt. Anwohner und Behörden ringen seit 15 Jahren um ein sicheres Leben. Denn auf knapp 200 Quadratkilometer Fläche rund um das Chemiewerk ist der Stoff PFOA in der Natur nachweisbar. Es gelten Verzehrverbote für Wildschweine und Fische aus den Flüssen, auch Eier und Fleisch werden auf PFAS-Rückstände getestet. Das Landratsamt muss sich um verseuchte Böden kümmern. Die örtlichen Trinkwasserwerke wurden mit speziellen Aktivkohlefiltern ausgestattet, um Trinkwasser unter Einhaltung der Leit- und Grenzwerte gewinnen zu können. In ganz Bayern sind Böden rund um Flugplätze oder Industrieunternehmen mit verschiedensten PFAS verseucht. Eine Bürgerinitiative aus Manching verhandelt seit Jahren mit der Bundeswehr, wie mit der Altlast umgegangen wird und Grundwasser und Böden davon befreit werden können."Unkraut" fragt, welche Schlüsse sich aus den Erfahrungen mit PFAS ziehen lassen. Denn nicht alle sind für ein Verbot der Chemikalien. Arbeitsplätze könnten verloren gehen, und Deutschland wäre künftig abhängig von PFAS-Importen aus Ländern, in denen die Produktion nicht so sauber und fortschrittlich abläuft, wie inzwischen in Deutschland, so die Befürworter.
Bild: colourbox.com/257659/Heiko Kueverling; Montage: BR