alpha-Forum: Inge Deutschkron: Publizistin und Überlebende des NS-Regimes | Video der Sendung vom 11.03.2022 22:25 Uhr (11.3.2022) mit Untertitel

ARCHIV - 17.04.2018, Berlin: Inge Deutschkron, Zeitzeugin und Schriftstellerin, nimmt an den Feierlichkeiten des Spatenstichs für den Otto-Weidt-Platz in der Europacity teil. Die Holocaust-Überlebende ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Das bestätigte die Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa am Mittwoch unter Berufung auf ihr persönliches Umfeld. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Inge Deutschkron: Publizistin und Überlebende des NS-Regimes

11.03.2022 ∙ alpha-Forum ∙ ARD alpha
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"Zuerst einmal muss man sagen, dass mein Vater so deutsch gewesen ist - und ich würde sagen, dass das überhaupt für 80 Prozent der jüdischen Bewohner Berlins galt -, dass das eigentlich gar nicht infrage gekommen ist. Er sagte immer: 'Ich bin Deutscher, Deutsch ist meine Sprache, deutsch ist meine Kultur, ich habe als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft, ich denke gar nicht daran, auszureisen.' Das sagte er die ganzen ersten Jahre über, als die anderen sich bereits aufmachten, wegzugehen. Das änderte sich dann tatsächlich mit der Pogromnacht: Da hat er dann begriffen, dass es nicht mehr geht, in Deutschland zu bleiben. Von da an war es aber fast unmöglich, überhaupt noch rauszukommen. Die jüdischen Bewohner Berlins standen in langen, langen Schlangen vor den Konsulaten, um irgendwelche Visa zu bekommen. Aber das war furchtbar schwer, denn all diese Länder wollten uns nicht haben. Warum wollten sie uns nicht haben? Weil die Nazis uns nur erlaubten, zehn Mark von unserem ganzen Besitz mitzunehmen. Wenn man aber mit nur zehn Mark pro Person in ein fremdes Land kommt, dann ist dieses Land natürlich gezwungen, sich um einen zu kümmern, auch finanziell." - Inge Deutschkron


Bild: dpa-Bildfunk/Britta Pedersen