BR-KLASSIK im TV: Gardiner dirigiert Chabrier | Video der Sendung vom 16.01.2022 21:45 Uhr (16.1.2022) mit Untertitel
Gardiner dirigiert Chabrier
„Seine reiche Bildersprache, sein oft unerwartet aufbrechender Witz und vor allem der unwiderstehliche melodische Atem sind das Wesen seines Genies“. So wurde Emmanuel Chabrier von einem Komponistenkollegen einst treffend charakterisiert. Der Dirigent Sir John Eliot Gardiner nimmt sich den mittlerweile in Deutschland selten gespielten Werken Chabriers an. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks führt in der Ouvertüre zu „Gwendoline“, „España“ u.a. Werken den überbordenden Schwung dieses Komponisten eindrucksvoll vor Ohren. Bevor er der hehren Berufung des Komponisten und Musikers professionell nachging, hatte Emmanuel Chabrier einen ganz profanen Beruf: er war Beamter. Erst 1881, nach dem großen Erfolg seiner Opéra bouffe „L’étoile“, widmete er sich ganz dem Vollzeit-Komponieren. Stark beeinflusst wurde er dabei durch die Musik Richard Wagners, besonders seine Oper „Tristan und Isolde“. Vielleicht war auch das ein Grund, warum Chabriers Bühnenwerke Ende des 19. Jahrhunderts gerade in Deutschland äußerst populär waren. Mit den berühmten Wagnerdirigenten Hermann Levi und Felix Mottl hatte er zwei wichtige Verbündete für die Verbreitung seiner Musik. Mit „Gwendoline“ nahm Chabrier Bezug auf den „Fliegenden Holländer“ und „Lohengrin“, was in der Kompositionsweise auch hörbar durchscheint. Ganz anders präsentiert sich die „Suite pastorale“. Hier schuf Chabrier pittoreske Stimmungen ländlicher Idylle, durchaus mit Bezügen zum Geist der französischen Barockkomponisten. „Le Roi malgré lui“ ist ein Werk voll schäumender, effektvoller Rhythmik, die zwangsläufig mitreißt und zum Tanz auffordert. Dieses Werk ist beispielhaft für den humorvollen ‚Schmiss‘, mit dem Chabrier zu seinen Lebzeiten so großen Erfolg beim Publikum hatte.Die Rhapsodie „España“ lebt auch vom sprudelnden Rhythmus, hier basierend auf den Tänzen Spaniens. Damit ist das Werk Vorläufer und Inspirationsquelle für Maurice Ravels Vertonungen mit spanischen Flair, wie seine „Rhapsodie espagnole“ oder den weltberühmten „Bolero“. Für Gustav Mahler war „España“ der Anfang der modernen Musik und bis heute ist dies das bekannteste Werk von Emmanuel Chabrier.
Bild: Sim Canetty-Clarke