Gut zu wissen: Was macht Ekel mit uns? (3/3) | Video der Sendung vom 23.07.2022 19:00 Uhr (23.7.2022) mit Untertitel

Künstlerin Sandra Bejarano. Sie spielt in ihren Arbeiten mit Tabus und Ekelreflexen. Hintergrund: Fotos mit Frauengesichtern.

Wir alle kennen das reflexhafte körperliche Unbehagen, das bis zu Erbrechen oder Ohnmacht führen kann, wenn etwas eitert, stinkt oder verschimmelt. Der Ekelreiz kann ein Schutzmechanismus sein, um uns vor Gesundheitsgefahren zu warnen. Oder aber Symptom einer Angststörung, wie bei der Spinnenphobie. Die gute Nachricht: Wir können lernen, mit unseren Ekelgefühlen umzugehen.Die Künstlerin Sandra Bejarano spielt in ihren Arbeiten mit Tabus und Ekelreflexen. Sie fragt: Warum sind lebensnotwendige Körperflüssigkeiten wie Speichel, Blut oder Schweiß so abstoßend, wenn sie den Körper verlassen haben? Dabei ist auch der jungen Frau Ekel nicht fremd – sie testet ihre eigenen Grenzen. Reaktionen des Publikums beweisen: Kunst zwischen Ekel und Ästhetik provoziert, aber ermutigt auch, über die gesellschaftliche Prägung von Ekel und Scham nachzudenken.Forschende messen, wie sich Ekel-Emotionen durch Geruch und Geschmack, aber auch durch Bilder und unsere Sprache erzeugen lassen. Sie fragen auch: Wie werden abfällige Bezeichnungen genutzt, um uns von Minderheiten oder politischen Gegnern emotional abzugrenzen? Ekel kann das Leben unterbewusst einschränken, deshalb wollen Forschergruppen unsere Abwehremotion beherrschbarer machen.Die Coronapandemie hat mit der Angst vor Ansteckung und sozialer Distanz auch unsere Ekelwahrnehmung verstärkt. Sich die eigenen Ekelreflexe bewusst zu machen und sie besser in den Griff zu bekommen, lohnt sich gerade jetzt: Wer selbstbestimmt und überlegt seine Ekelgrenzen zieht, kann vom Schutz dieses mächtigen Abwehrreflexes profitieren.


Bild: br