alpha-retro.: Links und rechts vom Glockenbach (1962) | Video der Sendung vom 05.04.2021 14:15 Uhr (5.4.2021) mit Untertitel
Links und rechts vom Glockenbach (1962)
„Draußen vor der Stadt, seitlich der Isar, strömt der Bach eilig, frisch und kühl auf München zu. Spaziergänger gehen über die schmalen Brücken und alte Leute sitzen und erzählen sich was im Sommerschatten.“ Das ist der Ton, in dem dieser Filmessay seine Geschichte erzählt. Es geht um einen Bach, der durch München fließt und dem beschriebenen Viertel seinen Namen gibt: der Glockenbach. Man stelle sich das vor, schon im Jahr 1962 blickt die Autorin wehmütig zurück und freut sich darüber, dass in diesem Viertel die Zeit ein wenig stehengeblieben scheint und „ein Stückerl Vergangenheit durch dessen Gassen weht“. Sie zeigt uns spielende Kinder am Bach, obwohl das deren Mütter wegen der Gefährlichkeit bestimmt verboten haben, wir bekommen Hinterhöfe zu sehen und einen Obsthändler, der dort seine Kartoffeln mit lauter Stimme feilbietet. Und dann muss man bei dieser Sommerhitze natürlich den Durst löschen mit einer frischen Maß Bier in einem Wirtsgarten. Aber auch damals schon wurde gejammert, dass alles so teuer ist – denn früher, also ganz früher, kostete ein Schweinsbraten gerade mal 90 Pfennig. Und dann heißt es: „Die Kirche St. Anton mit dem Kapuzinerkloster steht wie ein Fels zwischen dem Bach und den Häusern, zwischen dem Südfriedhof und dem Bauerntheater.“ Wo gäbe es das heute noch in einer Großstadt, die Nähe zwischen Gottesacker und Bauerntheater? Die Zeit ging weiter und so können wir heute unsererseits – wenn wir das wollen – wehmütig auf diese Zeit zu Beginn der 60er-Jahre zurückblicken. In diesem Filmessay jedenfalls trifft man sich am Abend in eben jenem Bauerntheater. Eine Laienbühne gibt das Stück über die Liebe von zwei jungen Menschen, der ein Bauer mit seinem Dickschädel fast den Garaus macht. Aber es geht freilich gut aus, sonst wär‘s ja kein Bauerntheater.
Bild: br