Sehen statt Hören: Geschichte der Gebärdensprachen in Europa | Video der Sendung vom 27.03.2021 09:00 Uhr (27.3.2021) mit Untertitel
Geschichte der Gebärdensprachen in Europa
Benjamin Trock, ein Moderator des dänischen Gebärdensprachprogramms, ist zu Besuch in Deutschland. Er trifft seine deutsche Kollegin Georgina Schneid in Dresden, wo beide eine aktuelle Ausstellung zum Thema "Sprache" besuchen. Für die Kuratoren gehört die Gebärdensprache ganz selbstverständlich zur Ausstellung. Drinnen stoßen Georgina und Benjamin auf zahlreiche Fragen: Welche Sprache ist älter? Die gesprochene oder die Gebärdensprache? Und wie hat sich die Gebärdensprache überhaupt entwickelt?Schnell stellen beide fest, die gesprochene Sprache ist nicht so alt wie die Gebärdensprache. Über 500 Jahre alt ist schon alleine das Fingeralphabet, das übrigens nicht von Gehörlosen, sondern von hörenden Mönchen erfunden wurde.Der Historiker Helmut Vogel unterstützt mit seinem Expertenwissen und ordnet die Geschichte der Gebärdensprache in Europa seit dem spanischen Mönch Pedro Ponce de Leon (1570) über Abbé de l’Epée (1760), der Gründung der ersten Gehörlosenschule in Leipzig durch Samuel Heinicke (1778), den Mailänder Kongress 1880, auf dem die Gebärdensprache verboten wurde, bis in Gegenwart ein. In den 1960er-Jahren konnte der Amerikaner William Stokoe belegen, dass es sich bei der (amerikanischen) Gebärdensprache um eine vollständige Sprache mit eigener Grammatik handelt. Diese Entwicklung wurde in Deutschland in den 1980er-Jahren übertragen und durch Professor Prillwitz und die "Drei Musketiere" Heiko Zienert, Alexander von Meyenn und Wolfgang Schmidt schlussendlich bis zur offiziellen Anerkennung der Gebärdensprache vorangetrieben.
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