alpha-Forum: Historikerin | Video der Sendung vom 07.09.2017 20:15 Uhr (7.9.2017) mit Untertitel
Historikerin
Gabriele Metzler ist Professorin für die Geschichte Westeuropas und der transatlantischen Beziehungen an der Humboldt Universität zu Berlin. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist die US-amerikanischen Geschichte mit dem Schwerpunkt 20. Jahrhundert. "Die 'große Erzählung' in den USA nach 1945 hat tatsächlich an die Argumentation von Truman angeknüpft. Man hat also sehr lange an der Ansicht festgehalten, dass man die Atombomben hätte einsetzen müssen, um das Leben von Hunderttausenden von amerikanischen Soldaten zu retten, die bei einem Angriff auf Japan, bei einer Invasion der japanischen Inseln ums Leben gekommen wären. Das ist aber inzwischen durch die Forschung weithin widerlegt. Im Übrigen gab es im Jahr 1945 auch schon gegenteilige militärstrategische Überlegungen und auch einen Bericht aus dem Jahr 1946, der deutlich gemacht hat, dass das bei Weitem nicht die Opferzahl gewesen wäre. Das Argument der Vermeidung von hohen Opferzahlen auf amerikanischer Seite war sozusagen die zeitgenössische Begründung für den Atombombenabwurf. Das war übrigens eine Erzählung, die sich sehr, sehr lang gehalten hat. Es gab 1995 im 'National Air and Space Museum' in Washington eine riesige Kontroverse um dieses Museum, um eine Ausstellung in diesem Museum. Es ging 1995 um die Ausstellung der 'Enola Gay', also des Flugzeugs, dieses B-29-Bombers, der die Bombe nach Hiroshima gebracht hat. Auch da gab es also noch einmal eine scharfe Kontroverse insbesondere zwischen Veteranen auf der einen und Wissenschaftlern auf der anderen Seite. Denn zu diesem Ausstellungsstück sollte eine Tafel aufgestellt werden mit der Aufschrift, dass der Atombombenabwurf den Tod vieler, vieler amerikanischer Soldaten verhindert habe. Das ist also eine Erzählung, die sich sehr lange gehalten hat." Gabriele Metzler
Bild: br