Sehen statt Hören: Demenz - Nur vergesslich oder schon krank? | Video der Sendung vom 24.02.2024 09:00 Uhr (24.2.2024) mit Untertitel

Symbolbild Demenz

Wolfgang Müller ist lebenslustig und sportlich, hat einen fantastischen Orientierungssinn. Den Moment, in dem sich alles verändert, verortet seine Frau Ursula Müller an einen Flughafen: Wolfgang weiß plötzlich nicht mehr, wo er ist, auch mit den Flugtickets kann er nichts anfangen. Mehr als nur den Schlüssel verschusslen Wir alle verlegen mal das Handy, mal den Schlüssel. In aller Eile lassen wir bestimmte Dinge kurz irgendwo liegen und wissen schon Minuten später nicht mehr, wo. Eine Demenz äußert sich anders. Das Vergessen ist extremer, ungewöhnlicher und lässt sich mindestens schon seit sechs Monaten beobachten, weiß Andrea Huckemeier vom Kompetenzzentrum "Hörschädigung im Alter" in Nordrhein-Westfalen; sie ist spezialisiert auf Demenz: "Ein Beispiel: Eine Person geht in einen Laden, um eine Packung Kaffee zu kaufen. Sie kommt damit nach Hause, doch anstatt den Kaffee in den Küchenschrank zu legen, lagert sie ihn im Schlafzimmer. Später wundert sie sich in der Küche, dass kein Kaffee da ist und geht nochmal los, um eine neue Packung zu kaufen. Das kann sich mitunter drei- bis viermal am Tag wiederholen." Andrea Huckemeier Viele Erkrankungen haben ein klares Krankheitsbild, so auch die Demenz. Wenn Demenz klar diagnostiziert werden kann, dann ist es auch möglich, gezielt zu behandeln und zu unterstützen. Um eine Demenz jedoch eindeutig diagnostizieren zu können, ist ein Demenztest erforderlich. Solche Tests sind für hörende Personen bereits entwickelt worden. Für gehörlose Menschen ist derzeit ein Demenztest in Gebärdensprache in der Erprobung. Ein absolutes Novum in Deutschland! "Ein wichtiger Aspekt für uns ist dabei die sprachliche Umsetzung der Aufgaben. In Deutschland haben wir bekanntermaßen ja unterschiedliche Dialekte. Wie kann jedoch eine Aufgabe so formuliert sein, dass sie für alle gleichermaßen verständlich ist? Somit ist Standardisierung eines unserer Ziele. Die Redewendungen, die in den Tests für hörende Personen so typisch sind, die lassen wir beiseite. Und das Fingeralphabet, das ist  ein weiteres interessantes Thema! Gehörlose Personen, die jetzt 70 Jahre und älter sind, verwenden es kaum – ganz im Gegensatz zu jüngeren Menschen, die benutzen es durchaus. Der Umgang damit ist eine interessante Fragestellung für uns. Und wir sehen uns genau an, wie die Probanden darauf reagieren. Insgesamt untersuchen wir also mit diesen Aspekten den Umgang mit Deutscher Gebärdensprache und lassen natürlich auch die Anteile der Gehörlosenkultur mit einfließen." Lisa Stockleben, Universität Köln, ist an der Entwicklung des Test beteiligt Wenn die Pflege zuhause die Kräfte übersteigt Ursula wollte verhindern, dass ihr Mann ins Pflegeheim muss. Selbst nach einer Operation an ihrer Schulter, hat sie noch nach anderen Möglichkeiten gesucht, doch als Wolfgang öfter aus dem Rollstuhl gefallen ist und auch auf die Toilette gesetzt werden musste, überstieg das Ursulas Kräfte. "Wenn man sich dabei keine Hilfe holt, kann das auch zu Lasten der eigenen Ge


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