Filme im MDR: Jamils Schwester | Video der Sendung vom 01.10.2024 02:30 Uhr (1.10.2024) mit Untertitel

Oksana (Marta Timofejewa) beobachtet still. Das Mädchen kommt aus der Ukraine und muss die baschkirische Sprache erst lernen.

Winter 1945 in Sairanowo, einem baschkirischen Dorf am Rande des Ural-Gebirges. Sehnsüchtig wartet der sechsjährige Jamil (Arslan Krymtschurin ) auf das Ende des Krieges. Er hofft, dass dann endlich sein Vater (Ruslan Chaissarow) zurückkehrt, den er nur von Fotos und Briefen kennt. Eines Tages fährt seine Mutter (Ilgisa Gilmanowa) in eine weit entfernte Stadt und bringt Oksana (Marta Timofejewa) mit nach Hause. Jamil soll sich um sie kümmern wie um eine Schwester. Während der Junge mit großem Herzen und viel Euphorie an seine Aufgabe geht, bleibt Oksana still. Sie versteht die baschkirische Sprache nicht und hat darüber hinaus panische Angst vor jedem lauten Geräusch. Jamils Bemühen um seine Schwester scheint vergeblich, doch der Junge lässt nicht locker. Tatsächlich taut Oksana ganz langsam auf. Und sie erfährt auch Jamils großes Geheimnis: Gemeinsam mit seinem besten Freund Marat (Jussuf Rachmetow) will er bei der Armee mitkämpfen, damit der Krieg schneller zu Ende geht und sein Vater eher nach Hause kommt. Dem Mädchen gelingt es nicht, die beiden von ihrem Vorhaben abzubringen. In wunderschönen Bildern erzählt "Jamils Schwester" von einer Kindheit in Baschkortostan, einer Republik im östlichen Teil des europäischen Russlands. Trotzdem viele Väter als Soldaten im Zweiten Weltkrieg kämpfen, wachsen die Dorfkinder behütet auf, umsorgt von Müttern, Großmüttern und Tanten, und wollen trotz des Krieges Abenteuer erleben. Der Film beruht auf einer Erzählung des preisgekrönten baschkirischen Schriftstellers Mustai Karim (1919 – 2005) und war 2019 ein großer Kino-Erfolg. Er begeistert nicht zuletzt mit einem grandiosen Darsteller-Ensemble, allen voran den Kinder-Darstellern. Der Film gewann 2020 beim Internationalen Filmfestival für Kinder und junges Publikum "Schlingel" in Chemnitz u.a. den "Preis der Europäischen Kinderfilmvereinigung ECFA". Die Jurybegründung lautete: "Kinder kommen immer wieder in Situationen, die Erwachsene zu verantworten haben. Wie sie damit umgehen zeigt dieser beindruckende Film am Beispiel der Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen des Zweiten Weltkrieges im Mikrokosmos eines kleinen abgeschiedenen baskirischen Dorfes. Mit der Einfachheit und Klarheit großer Kunst erzählt der Film (…) wie es gelingen kann, dass ein fremdes Kind, das eine andere Sprache spricht, zu einem festen Bestandteil der eigenen Familie werden kann; wenn Liebe, Vertrauen, Mut und Humor die Emotionen bestimmen. Die Geschichte wird dabei konsequent aus der Sicht und aus dem Beobachten und Erleben des fünfjährigen Darstellers des Jamil, Arslan Krymtschurin, erzählt, dessen große Echtheit und magische Präsenz beeindruckt. Obwohl in einer für Kinder fernen Vergangenheit spielend, ist der Film eine umfassend erzählte Allegorie auf unsere Gegenwart. Ein Film, der uns viel zu fühlen und zu denken gibt – in einer Sprache, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen verstehen." Mitwirkende Musik: Ilja Duchowny Kamera: Michail Agranowitsch Buch: Aidar Akma


Bild: MDR/Antidotre Film/Telepool