Der Osten - Entdecke wo du lebst: Der unvollendete Mittellandkanal | Video der Sendung vom 06.08.2024 21:00 Uhr (6.8.2024) mit Untertitel

Ein Kanal mit einem begrünten Damm, auf dem ein Pumpenhäuschen über einer Schleuse steht.

Ein Film von Dirk Schneider Der Film erzählt von dieser Geschichte, und sie beginnt mit einem Mann, der an einem Frühlingstag 2007 auf der Suche nach einem geheimnisvollen Ort im Nirgendwo ist. Dirk Becker weiß noch genau, wie es war: "Ein Freund hatte mir von einer gigantischen Betonruine bei Merseburg erzählt. Aus der Nazi-Zeit ... Ich fragte mich durch, bei den Leuten vor Ort. Und was soll ich sagen: Diese Dimension, diese Größe, diese Mauern! Ich war total beeindruckt." Alles, was Becker weiß, ist: Der Koloss muss mit einem Kanalbau zu tun haben. Er recherchiert in den Archiven der Wasser- und Schifffahrtsämter in Merseburg und Magdeburg. Becker entdeckt, dass es sich bei dem geheimnisvollen Betonbau um die Reste einer gigantischen Schleusentreppe handelt, die Schleuse Wüsteneutzsch mit zwei Kammern von je fast 100 Metern Länge und 12 Metern Breite - gedacht um den Höhenunterschied zwischen Saale und Saale-Leipzig-Kanal für 1.000-Tonnen-Frachtschlepper zu überwinden. Die Schleuse war Teil eines ambitionierten Masterplans; 1926 in einem Staatsvertrag festgeschrieben - der heute längst vergessene Südflügel des Mittellandkanals - ein Jahrhundertprojekt für die Verbindung der Industrieregion Halle-Leipzig an die Nordsee. Für die Menschen ist das damals eine echte Chance, wie für die Familie von Karina Fischer aus Mukrena. "Meine Vorfahren waren allesamt Schiffer, bis in fünf Generationen zurück. Die haben Hamburg versorgt, von Mitteldeutschland aus über Saale und Elbe." Doch der Südflügel hat es schwer, die Krisen der 1920er machen eine Realisierung unmöglich. Erst die Nazis machen den Plan 1933 zum großen Arbeitsbeschaffungsprogramm: Neue Schleusen, Saale-Umgehungs-Kanäle, große Teile des Saale-Leipzig-Kanals, der modernste Binnenhafen Deutschlands, der Lindenauer Hafen in Leipzig - das alles entsteht, doch der Südflügel bleibt unvollendet. Der Weltkrieg der Nazis stoppt 1943 das Projekt. Bis die neue Freiheit 1989 alte Träume weckt. Karina Fischers Vater übernimmt eine Werft, es ist der Traum von und mit der Binnenschifffahrt zu leben. In Halle wird für viele Millionen der Hafen ertüchtigt, die Schleusen werden modernisiert. Die Welt aber ist ein andere. Bahn und Lkw laufen dem Wassertransport den Rang ab. Die Fischers haben es nicht leicht, sind heute die letzte Werft an der Saale. Der Südflügel des Mittellandkanals scheint endgültig vergessen. Doch - es kommt anders: Dirk Becker veröffentlicht 2008 sein erstes, vielbeachtetes Buch über den "Südflügel". Er sucht gemeinsam mit Mitstreitern weltweit nach Projekten, alte Wasserwege wiederzubeleben. Und: Sie werden fündig - in Schottland. Sie werden eingeladen von British Waterways, 2009, um sich das "Falkirk Wheel" anzuschauen - ein weltweit einmaliges, touristisches Schiffshebewerk, das kaum Strom oder Wasser verbraucht. 2002 von der Queen eröffnet, ist das Hebewerk heute ein Touristenmagnet. Becker ist fasziniert, kauft sich Bücher über Schiffshebewerke, macht einen Entwurf für Wüst


Bild: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK