Der Osten - Entdecke wo du lebst: Schloss Reinhardsbrunn - Thüringens verlorenes Paradies | Video der Sendung vom 29.03.2024 13:45 Uhr (29.3.2024) mit Untertitel

Schloss Reinhardsbrunn - Thüringens verlorenes Paradies

29.03.2024 ∙ Der Osten - Entdecke wo du lebst ∙ MDR
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Reinhardsbrunn - nicht weit von Gotha, ist nicht weniger, als der Geburtsort Thüringens. Das Jagdschloss des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha, das so eng verflochten ist mit dem englischen Königshaus , ist aber auch ein heiliger Ort des deutschen Mittelalters, ein legendenumwobener Fluchtort der Nazis, ein nobles Devisenhotel der DDR und ein trauriges Treuhandkapitel - kurzum: ein deutsches Lesebuch, ein Schloss voller Geister der Vergangenheit, verlassen und trotzdem wunderschön. 2018 werden die Eigentümer dieses denkmalgeschützten Schlosses, eine Firma aus Russland, durch den Freistaat Thüringen enteignet - nach 20 Jahren des Verfalls. Es ist das erste Mal, dass eine solche - völlig legale und trotzdem umstrittene - Entscheidung in Deutschland tatsächlich durchgesetzt wird. Mit dem Willen von "ganz oben",  forciert von Ministerpräsident Bodo Ramelow, unterstützt durch die breite Bevölkerung und auch durch Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha. Dessen berühmter Großvater Carl Eduard, der noch in England geboren wurde, später als strammer Nazi seinem Führer Adolf Hitler das Schloss Reinhardsbrunn als Fluchtort versprach. Warum sind die Thüringer Reinhardsbrunn so verfallen? Warum ist ihnen dieser Ort so wichtig, dass sie nichts unversucht lassen wollten, um ihn wieder für sich zu gewinnen? Und warum kann, wer einmal hier gelebt und gearbeitet hat, nicht mehr loslassen? Wir begleiten Christoph von Berg durch das völlig verfallene Schloss am Fuß des Thüringer Waldes, balancieren über fast 200 Jahre alte Balken. Wir tasten uns durch die verfallenen Räume im Herrenhaus, mit seinem wunderschönen Erker. Der heutige Fördervereinsvorsitzende war der letzte Bewohner von Reinhardsbrunn. Anfang der 1990er wird der westdeutsche Manager nach Thüringen geschickt, um von dort aus für den Tchibo-Konzern den Osten zu erobern: "Wenn ich schon im Osten leben musste, dann sollte es schon ein Schloss sein." Mit Elisabeth Hügel stehen wir im Entree des Schlosses und reisen mit ihr zurück in die 1980er, als sie hier am Empfang des Interhotels Reinhardsbrunn Gäste aus aller Welt begrüßte - Westkunden mit Westmark, Ostkunden mit Charme. 1993 schließt das Hotel, wegen geplanter Sanierungsarbeiten. Doch seither verfällt dieser einmalige neogotische Bau, umgeben von einer der immer noch schönsten Parkanlagen Ostdeutschlands - einem Kleinod der Gartenkunst. "Schloss Reinhardsbrunn - Thüringens verlorenes Paradies" erzählt ein spannendes Kapitel Thüringer und deutscher Geschichte.


Bild: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK