Heute im Osten: Ein Lehrer in der russischen Provinz | Video der Sendung vom 17.02.2024 18:00 Uhr (17.2.2024) mit Untertitel

Nikolai Stopnewitsch hat eine Traumkarriere hingelegt. In Moskau war er Manager in einem internationalen Konzern. Hoher Verdienst, Dienstwagen, viele Auslandsreisen. Ein Traumjob für viele junge Russinnen und Russen. Doch vor zwei Jahren hat er hingeschmissen. Jetzt ist er Lehrer in Alekseevka, einem Dorf mit 573 Einwohnern, rund 500 Kilometer südöstlich der russischen Hauptstadt. Für ein Zehntel seines bisherigen Gehalts. Nikolai nimmt am Programm „Lehrer für Russland“ teil, das es seit 2015 gibt und das Bildung auf die Dörfer bringen soll. Bildungschancen hängen in Russland stark vom Wohnort ab; wer auf dem Dorf wohnt, schafft es nur schwer auf eine Uni. Das Programm vermittelt junge Lehrerinnen und Lehrer – auch Quereinsteiger wie Nikolai – für bis zu drei Jahre an abgelegene Schulen. Für wenig Geld, aber mit der Möglichkeit, eine neue Perspektive für sich zu entdecken. Nikolai mag seinen Alltag in der russischen Provinz. Der Unterricht macht ihm Spaß. Doch in den zwei Jahren, die er jetzt in der Provinz lebt, hat sich Russland verändert. Nach der Invasion in die Ukraine schottet sich das Land noch stärker vom Westen ab. Nikolai aber unterrichtet Englisch, sagt: „Man muss die Kinder motivieren, über die weite und interessante Welt erzählen, die global vernetzt ist, und in der auch sie einen Platz haben.“ Nikolais Nachbar starb im Krieg. Im Dorf haben sie ihn beerdigt. Doch: „Für die meisten Menschen hat sich nichts geändert. Sie stehen weiterhin um 5 Uhr morgens auf, gehen das Vieh füttern und laufen dann zur Arbeit.“


Bild: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK