Was weiß ich eigentlich von meinem Vater? Was verschweigt er und warum ist er in Polen anders als zuhause? Das fragt sich die junge Autorin Nastasja Kowalewski. Ihre Eltern kommen Ende der 1980er Jahre aus Polen, ihre Schwestern und sie werden in Deutschland geboren. Vater und Mutter sind bemüht, das Polnische zu verstecken, dennoch ist Nastasjas Kindheit geprägt von der Herkunft ihrer Eltern.
Private Videos, die Marek in all den Jahren dreht, zeigen eine heile Welt in der meist polnisch gesprochen wird und nur manchmal deutsch – anfangs noch mit starkem Akzent. Erst als Nastasja sich in der Oberschule mit anderen Kindern anfreundet, werden ihr Unterschiede bewusst. Die neuen Freundinnen wohnen in hübschen Einfamilienhäusern, haben gutverdienende Akademiker-Eltern und selbstverständlich ihr eigenes Zimmer. Nastasja beginnt sich zu schämen: für die winzige Wohnung, in der sie sich ein Zimmer mit ihrer jüngeren Schwester Nina teilen muss, für ihre Eltern, die im Erwerbsleben nur zeitweise Fuß fassen und meist zuhause sind. Nastasja beschließt, so „deutsch wie möglich“ zu werden.
Doch mit Ende 20 holt Nastasja die Erkenntnis ein, dass sie ihr polnisch sein nicht hinter sich lassen kann. Es ist ein Teil von ihr. Die Journalistin begibt sich auf eine Spurensuche, die manchmal auch schmerzhaft ist. Sie will verstehen, wieso ihr Vater Marek und ihre Mutter Klaudia in den über 35 Jahren nie richtig angekommen sind, in ihrer zweiten Heimat Deutschland.
Nastasja Kowalewski gehört zu einer Generation junger Deutscher, die verstehen wollen, wie es ihren Eltern als Migranten ergangen ist. Rund 25 Millionen Menschen mit einer sogenannten Einwanderungsgeschichte leben in Deutschland.
Der Film „Mein polnischer Vater und ich“ ist eine sehr persönliche Reise in die jüngere deutsche Migrationsgeschichte und gleichzeitig der authentische Versuch, Fragen an die Eltern zu stellen, auf die es vielleicht nie eine Antwort geben wird.
Film von Nastasja Kowalewski und Wibke Kämpfer
Erstsendung: 19.11.2024/rbb
Bildquelle: ARD-Mediathek