BR-KLASSIK im TV: Sir Simon Rattle dirigiert Žuraj und Berio | Video der Sendung vom 05.12.2023 00:00 Uhr (5.12.2023) mit Untertitel

Der Komponist im digitalen Zeitalter: Es ist spannend, wie Vito Zuraj, der slowenische Komponist, im Interview von einem Computer-Algorithmus spricht, der ihm als "Erweiterung seines Gehirns" dient, ein "kreativer Rechenassistent". Mit seiner Unterstützung kreierte der Komponist ein hochkomplexes Klang- und Rhythmusgeflecht, das eine scheinbar endlos beschleunigende Kraft in sich trägt. Auf der Bühne jedoch spielt das Digitale keine Rolle mehr: Ein groß besetztes Orchester aus rein akustischen, klassischen Instrumenten entfaltet eine Klangwelt, die sich wie ein Riesen-Organismus in Bewegung setz und fast schon theaterhafte Stationen durchläuft. "Automatones" ist ein Auftragswerk der musica viva des Bayerischen Rundfunks, dessen Uraufführung hier zu erleben ist. Simon Rattle präsentierte sich in diesem Konzert erstmals in seiner Rolle als neuer Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks als Sachwalter der zeitgenössischen wie der bereits etablierten modernen Musik. Luciano Berios "Coro" für 40 Stimmen und 44 Instrumente ist ein Klassiker der Neuen Musik und ein Hauptwerk des Komponisten. Indem er jeweils eine/n Sänger*in und Instrumentalist*in als Paar nebeneinander setzt, löst Berio das Gegenüber von Chor und Orchester auf und bildet einen gemeinsamen Klangkörper, der in verschiedensten Kombinationen Material unterschiedlicher Kulturen und Regionen in Dialog bringt. Dabei ist die Art der Weitergabe des musikalischen Abschnitte innerhalb des Ensembles einer Musizierpraxis des zentralafrikanischen Stammes der Banda Linda entlehnt. Ein im wahrsten Sinne des Wortes weltumfassendes Werk des bedeutenden italienischen Komponisten!


Bild: BR/Astrid Ackermann