Echt: Ewiges Eis im Kalten Krieg | Video der Sendung vom 13.12.2023 21:15 Uhr (13.12.2023) mit Untertitel
Ewiges Eis im Kalten Krieg
Geheimnisvolle, vermooste Steinmauern im tiefen Fichtenwald, verrostete Stahlgerüste, die Reste von Scheinwerfern - in dieser vergessenen Kulisse unterhalb des Rennsteigs im Thüringer Wald beginnt Sven Voss seine exklusive Spurensuche über eines der ungewöhnlichsten Bauwerke Mitteldeutschlands. Zum ersten Mal spricht der frühere starke Mann des DDR-Leistungssports, Thomas Köhler, über das Projekt. Es war neu, innovativ, es wurde Ende der 1960er Jahre berechnet von einem der ersten Großrechner der DDR. Die Bauweise war gänzlich unbekannt, die allesamt blutjungen Projektanten und Architekten betraten Neuland. Niemand hatte so etwas vorher in der Theorie entworfen. Entstehen sollte eine eisige Rennstrecke aus künstlichem Eis mit 14 teils riesigen Kurven, manche, wie die legendäre Kurve 13, mehr als sechs Meter hoch. Dazu eine gigantische Kühlanlage für den über 1,3 Kilometer langen Eiskanal, mit einer Eisfläche, groß, wie ein Fußballfeld, gekühlt von 39 Tonnen giftigen Ammoniaks in Stahlrohren von sage und schreibe 45 Kilometer Länge. Die Kühlanlage entsteht mitten in der Wildnis des Thüringer Waldes, doch genau im Trinkwassereinzugsgebiet für den halben Süden Ostdeutschlands. Ein mehr als 30 Millionen Mark teures Risiko, aber das ist es dem Staat wert: Die Rennstrecke ist die Antwort der DDR-Partei- und Sportführung auf die erste Kunsteisbahn der Welt - die in der BRD gebaut worden ist. Waffengleichheit im Kalten Krieg. Es geht um Medaillen, Nation, Hymne und Flagge, und heute weiß man: die Olympische Wintersportgeschichte der DDR wäre gänzlich anders verlaufen, hätte es diese Rennstrecke nicht gegeben. Sven Voss spricht in den Wäldern Thüringens exklusiv mit den wenigen noch lebenden Zeitzeugen eines der spektakulärsten Sport-Bauwerke Deutschlands.
Bild: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK